Möglicherweise sind 570 000 Rechner von der Schadsoftware befallen. Onlineanbieter rüsten sich für zahlreiche Anrufe betroffener Kunden.

Washington. Ein drohender Internetausfall bei hunderttausenden Computernutzern hat in den USA zahlreiche Onlineanbieter alarmiert. Am Montag rüsteten sich Service-Hotlines für den Ernstfall und rechneten mit Anrufen betroffener Kunden. Mehr als 570.000 Rechner sollen vor mehr als einem Jahr von einer internationalen Hackerbande mit der Schadsoftware „DNS-Changer“ infiziert worden sein.

Der Trojaner sorgte dafür, dass sich befallene Computer statt mit den normalen DNS-Servern mit Rechnern der Kriminellen in Verbindung setzten. Nutzer fanden sich auf manipulierten Werbeseiten wieder, über die die Hacker laut einem Bericht der BBC mehr als 14 Millionen Dollar (rund 11 Millionen Euro) abgreifen konnten.

Das FBI ließ die Bande schließlich im November 2011 auffliegen. Allerdings mussten die Agenten der US-Bundespolizei feststellen, dass ein Ausschalten der befallenen Server zu einem Internetausfall bei den betroffenen Rechner führen würde. In einem ungewöhnlichen Schritt richtete das FBI daher ein Sicherheitsnetz aus provisorischen Servern ein. Diese mussten jedoch am 9. Juli abgeschaltet werden, nachdem eine entsprechende gerichtliche Verfügung ausgelaufen und nicht verlängert worden war.

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Derzeit sind nach FBI-Schätzungen immer noch etwa 250.000 Rechner mit der Schadsoftware infiziert. Davon sitzen die meisten in den USA. Laut jüngsten Schätzungen des Bundesamts für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sind in Deutschland noch rund 30.000 Rechner betroffen. Allen deutschen Internetnutzern empfahl die Behörde ein Sicherheitscheck über die Seite dns-ok.de. Auch das FBI ließ eine entsprechende Prüfseite einrichten.

Diverse Onlineanbieter warteten derweil offenbar mit technischen Lösungen auf, die das Serverproblem bei Betroffenen in den Griff bekommen sollen. In diesem Fall würde das Internet zwar weiter funktionieren, die Schadsoftware jedoch weiter in den befallenen PCs bleiben und eine künftige Gefahrenquelle darstellen, warnte der zuständige FBI-Spezialist Tom DeGrasso.

Im Internet machten zugleich zahlreiche Verschwörungstheorien die Runde: Die Warnungen der Behörden seien nur ein Trick, um sich ihrerseits Zugang zu den Rechnen der Bürger zu verschaffen, hieß es in einschlägigen Foren. Das FBI und Experten wiesen die Anschuldigungen zurück.

Andere Beobachter glauben hingegen, dass in der Internetgemeinde wieder viel Lärm um nichts gemacht werde. Dabei verweisen sie auf das Jahr 2000 und den Wirbel um den sogenannten Millenium-Bug. Die nahende Jahrtausendwende wurde von Befürchtungen über folgenschwere Computerabstürze überschattet. Am Ende gab es nur wenige Probleme.