Sie stellt alle Aktivitäten der Nutzer in einer Chronik dar und ermöglicht den Nutzern, ihr Profil im Magazin-Stil zu präsentieren. Einführung erfolgt schrittweise.

Berlin. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hat Facebook für die Einführung von interaktiven Lebensläufen namens „Chronik“ gerügt. „Die Einführung von Timeline sehe ich kritisch“, sagte Schaar am Donnerstag auf dapd-Anfrage. Facebooks Geschäftsmodell bestehe darin, durch detaillierte Kenntnis der Interessen, Lebensumstände und Verhaltensweisen seinen Mitgliedern gezielt Werbung zukommen zu lassen. „Ein solches Geschäftsmodell ist nicht besonders datenschutzfreundlich und führt in der Konsequenz zum Verlust der Privatsphäre“, erklärte der Bundesbeauftragte in Berlin.

Schaars Hamburger Kollege Johannes Caspar sieht auf die Nutzer von Facebook nun eine höhere Aufmerksamkeit bei der Pflege ihrer Daten zukommen. „Facebook-Mitglieder geraten damit noch stärker in die Pflicht, alle veröffentlichten Daten, vor allem auch längst vergessene Einträge aus der Vergangenheit, aktiv zu kontrollieren und das eigene Profil regelmäßig aufzuräumen“, sagte der Hamburger Datenschutzbeauftragte der Nachrichtenagentur dapd.

Facebook hatte zuvor seine „Chronik“ freigeschaltet. Sie bildet etwa Statusmeldungen und Fotos an einem interaktiven Zeitstrahl ab. Die Nutzer sollen jedoch wählen können, ob sie daran teilnehmen möchten. Caspar sagte im dapd-Gespräch, mit der „Chronik“ erweitere Facebook die Möglichkeit, Privates öffentlich zu machen, „wesentlich“. Jeder könne hier sein Leben „in allen Details selbst inszenieren“. Caspar befürchtete: „Damit werden die Datenmengen, die von den Nutzern in Umlauf gebracht werden, deutlich zunehmen.“

Dass Facebook seinen Nutzern die Wahl lasse, ob sie die „Chronik“ überhaupt nutzen möchten, sei hingegen „positiv zu bewerten“, sagte Caspar. Dieses „Opt in“ genannte Verfahren gewährleiste, dass die Nutzer es in der Hand hätten, darüber zu entscheiden, ihre Daten über die neue Funktion strukturieren zu lassen. „Wir erwarten von Facebook, dass diese Wahlmöglichkeit auf Dauer bestehen bleibt.“

Sowohl Caspar als auch Schaar erklärte, Facebook habe die deutschen Datenschützer vorab über die „Chronik“ in Kenntnis gesetzt. „Ein Umdenken bei Facebook in Sachen Datenschutz sehe ich derzeit jedoch nicht“, sagte Caspar der dapd. Vor allem die „unzulässige Erhebung biometrischer Daten“ für die Erkennung von Facebook-Nutzern auf neu hochgeladenen Fotos sei nach wie vor ein Problem für Datenschützer.

Caspar mahnte zudem, dass niemand genau sagen könne, was mit den Daten „heute oder in Zukunft passiert“, die Nutzer bei Facebook einstellten. „Der Nutzer muss sich daher immer bewusst sein, dass ihn seine Datenfreigiebigkeit auch zum Nachteil gereichen kann.“

Der IT-Experte Hannes Federrath von der Hamburger Universität sieht in der „Chronik“ hingegen auch die Chance „für mehr Transparenz“. Daten, die bisher bei Facebook vorhanden seien und die das Unternehmen auch auswerten könne, seien jetzt an der Oberfläche zu sehen, sagte Federrath der dapd. „Dies dürfte das Bewusstsein der Menschen steigern, dass man eigentlich vorsichtig umgehen sollte mit der Preisgabe personenbezogener Daten“, sagte Federrath weiter.

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(dapd/abendblatt.de)