Intel konnte bereits zum fünften mal in Folge ein Rekordgeschäft verbuchen. Der Umsatz steigt um 21 Prozent auf 13,0 Milliarden Dollar.

Santa Clara/Berlin. Trotz schlechter Prognosen nimmt das Computergeschäft weiter an Fahrt auf. Besonders profitieren kann von dem Aufschwung derzeit der weltgrößte Chip-Konzern Intel. Bereits zum fünften Mal in Folge konnte das Unternehmen ein Rekordgeschäft verbuchen. So steigt der Umsatz im zweiten Quartal um 21 Prozent auf 13,0 Milliarden Dollar (9,1 Mrd Euro). Firmenchef Paul Otellini sagte, dass der Konzern auch indirekt vom Boom der Smartphones und Tablet-Computer profitieren konnte. Die mobilen Geräte erzeugen einen hohen Datenverkehr im Internet - dafür müssen Daten-Zentren ausgebaut werden, wo wiederum Intel ins Spiel kommt. Denn in den Computerzentren werden leistungsfähige Intel-Prozessoren in den Servern genutzt. Allein für den Datenverkehr von 600 Smartphones oder 122 Tablet-PCs würde jeweils ein Server gebraucht, sagte Intel-Manager Hans-Jürgen Werner der dpa. Auch die zunehmende Auslagerung von Daten ins Internet (Cloud) treibe den Bedarf in die Höhe. In Deutschland und weltweit würden deshalb die Serverlandschaften massiv ausgebaut.

Die guten Werte dürften die gesamte Branche aufatmen lassen: Vier von fünf PC-Prozessoren stammen von Intel. Vor allem in Deutschland sei die Nachfrage nach hochwertigen Produkten hoch. „Das Technik-Verständnis der Kunden ist hierzulande sehr ausgeprägt“, sagte Werner. Deutschland ist einer der wichtigsten Märkte für Intel in Europa. Auch in aufstrebenden Märkten wie der Türkei und Russland wächst allerdings der Bedarf zweistellig.

Jedoch steigen für Intel auch die Kosten steil an: nicht nur bei der Herstellung der Chips, sondern auch für die Forschung und Entwicklung oder fürs Marketing. Erst kürzlich hat Intel die Produktion auf die 22-Nanometer-Technologie umgestellt. Mit diesen winzigen Strukturbreiten können noch einmal kleinere und leistungsfähigere Prozessoren bei sinkenden Produktionskosten hergestellt werden. Der Gewinn verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um 2 Prozent auf unterm Strich annähernd 3,0 Milliarden Dollar. Die Marktforscher Gartner und IDC hatten jüngst über einen schwächelnden PC-Absatz berichtet, weil immer mehr Nutzer lieber zu einem Tablet griffen, so die Erklärung. Auf diesen Geräten aber ist Intel mit seinen Chips kaum vertreten . Hier beherrscht Apple mit seinem iPad den Markt und nutzt dafür lieber die stromsparenden Prozessoren des Designers ARM.

Zwar hatte Intel immer wieder versucht auf diesem Markt Fuß zu fassen, und neue Gerätekategorien wie den „Ultra Mobile PC“ oder „Ultra Mobile Devices“ zu etablieren - die Bemühungen blieben allerdings erfolgslos. Im vierten Quartal will das Unternehmen nun mit den „Ultra Books“ einen neuen Versuch starten. Welche Hersteller eines der Geräte, einer Mischung aus Notebook und Tablet, auf den Markt bringen werden, gab Intel noch nicht bekannt. Tatsächlich scheint Intel den Boom im mobilen Bereich nicht ganz unbeschadet überstanden zu haben: Der Umsatz mit den stromsparenden Atom-Prozessoren, die in den kleinen Netbooks stecken, fiel um 15 Prozent. Allerdings kann das Unternehmen diesen Rückgang mit neuen Geschäftsfeldern wie dem sogenannten Embedded Market ausgleichen.

Bei integrierten Lösungen etwa im Automobilbereich oder in der Warenwirtschaft sei der Umsatz mit Atom-Prozessoren weltweit um 76 Prozent gestiegen, sagte Intel-Manager Christian Lamprechter. Insgesamt stieg der Umsatz mit PC-Prozessoren um 11 Prozent. Sie sind für Intel immer noch das mit Abstand größte Geschäft, danach folgen die Server-Chips. Dieser Bereich legte sogar um 15 Prozent zu. Um künftig besser maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können, hatte Intel zuletzt den Sicherheitssoftware-Spezialisten McAfee und die Handy-Chip-Sparte des Münchner Halbleiter-Konzerns Infineon übernommen. Diese Käufe haben sich im abgeschlossenen Quartal bereits ausgezahlt – mit einem Umsatz von 1 Milliarde Dollar. (abendblatt.de/dpa)