Konsolenhersteller müssen einer Tatsache ins Auge sehen: Mobil gespielt wird hauptsächlich auf Smartphones. Wie die SPielehersteller reagieren - und warum der Konkurrenzkampf den Gamern zugeute kommt.

Konsolenhersteller müssen einer Tatsache ins Auge sehen: Mobil gespielt wird hauptsächlich auf Smartphones. Wie die SPielehersteller reagieren - und warum der Konkurrenzkampf den Gamern zugeute kommt.

Das Handy hat schon diverse Gerätegattungen in die abgelegenen Regale der Elektronikmärkte verbannt – Wecker und Musikspieler für die Jackentasche etwa, auch Navis sind gefährdet. Nun bedrohen die kleinen Alleskönner die mobilen Spielkonsolen: Immer mehr Nutzer daddeln auf dem Smartphone, das sie ohnehin in der Tasche haben – und sparen sich ein zusätzliches Gerät. Pünktlich zur Gamescom (17.-21. August) hat Sony reagiert und eine Billig-Version der Playstation Portable (PSP) für den Herbst angekündigt. Anspruchsvolle Spieler wollen die Japaner weiter mit der PSP Vita locken – die kommt aber erst nach dem Weihnachtsgeschäft heraus.

99 Euro kostet die PSP E-1000, wie Sony sein neues Gerät nüchtern nennt. Begeisterung löst in der Tat nur der Preis aus – die Technik ist schon von den Vorgängern bekannt, minus WLAN-Anschluss, den der Hersteller offenbar aus Kostengründen einspart. Auch äußerlich hat sich nicht viel verändert. Ein Pluspunkt ist das Spieleangebot: Alle Titel für die älteren Generationen sollen auf dem Gerät laufen, und unter dem Namen „PSP Essentials“ sind diverse aktuelle Titel für je rund 10 Euro verfügbar.

„Mobiles Spielen war noch nie so zugänglich“, sagte Sony-Manager Jim Ryan bei der Präsentation am Dienstagabend. Eines verschwieg der künftige Europachef von Sony Computer Entertainment allerdings: Immer mehr Nutzer haben mit dem Smartphone schon eine kleine Konsole in der Tasche, die sie nicht extra kaufen müssen. Das weiß auch Ryan, der jüngere Teenager als Hauptzielgruppe ausmachte: „Diese Gruppe hat typischerweise noch keine Smartphones.“

Ein paar Zahlen machen den Siegeszug der Smartphones deutlich: Im vergangenen Quartal verkaufte Apple im Schnitt jeden Tag 226 000 iPhones. Google, treibende Kraft hinter Android, verzeichnet derzeit gar 550 000 neue Geräte mit dem Betriebssystem – täglich. Hinzu kommen tausende von Tablet-Computern.

In den Software-Läden der beiden Anbieter sind Spiele die beliebteste Kategorie. Die vielen Stunden, die Spieler mit „Angry Birds“ Vögel durch die Gegend schießen, haben sie nicht mehr für Super Mario und den Sackboy aus „Little Big Planet“. Hinzu kommt: Viele der Pausenfüller sind gratis oder kosten nur ein paar Euro. Zur Masse kommt Klasse. „Die etablierten Spieleentwickler haben die Bedeutung der neuen Vertriebswege erkannt“, sagt Werner Ballhaus, Partner bei der Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers (PwC). Zahlreiche Anbieter hätten hochwertige Spiele für Smartphone und Tablets im Angebot. Das setzt die Konsolenhersteller unter Druck.

Mit der Preissenkung nimmt Sony überdies seinen Rivalen Nintendo in den Blick. Der hatte Anfang des Jahres mit großem Tamtam die 3DS herausgebracht – ein Novum in der Unterhaltungselektronik: Es zeigt 3D-Bilder, ohne dass Spieler dafür eigens eine Brille tragen müssen. Allerdings hat der Hoffnungsträger die Erwartungen enttäuscht, der Verkauf lief schlechter als erwartet. Schon bald senkten die Japaner des Preis des Gerätes um ein Drittel – in Deutschland auf rund 170 Euro.

Das untere Ende des Marktes ist mit der E-1000 abgedeckt, das obere Ende will Sony Anfang 2012 mit der Vita besetzen. Diese soll sich durch große Rechenpower und schicke Grafik von der Masse abheben. „Die Vita bietet die beste Spielerfahrung aller tragbaren Geräte“, bemühte Sony-Manager Ryan die üblichen Superlative. Smartphones seien damit jedenfalls nicht vergleichbar.

Darauf allein verlässt sich der Hersteller aber nicht, die Vita nimmt Anleihen bei den Smartphones: Die rund 300 Euro teure Variante mit Mobilfunkverbindung hat einen Internet-Browser an Bord und öffnet über angepasste Programme den Zugang zu Sozialen Online-Netzwerken wie Facebook, Twitter und Foursquare. Zudem sollen Spieler sich mit diversen Funktionen vernetzen und gemeinsam spielen können.

Zeit braucht es wohl auch noch, bis Playstation-Klassiker auf die Smartphones anderer Hersteller kommen. Anfang des Jahres hatte Sony angekündigt, dass sich Anbieter von Android-Geräten zertifizieren lassen können, um die „Playstation Suite“ einzubinden. Außer dem japanischen Konzern selbst tut das jedoch niemand – und zu den Plänen wollte sich Ryan nicht äußern. „Hinter den Kulissen arbeitet Sony viel mit anderen Herstellern“, versicherte Ryan. Bei der Umsetzung gehe man jedoch „sehr gründlich“ vor.