Der Fokus soll auf der wachsenden Bedeutung von sozialen Netzwerken wie Facebook sowie auf der zunehmenden Verbreitung mobiler Geräte wie Smartphones liegen.

Mit dem Einsatz neuer Medien im Wahlkampf hat US-Präsident Barack Obama bereits im Jahr 2008 neue Maßstäbe gesetzt. Um ihm die Wiederwahl zu sichern, wollen die Mitglieder seines Teams noch einen drauf setzen – und kündigen für 2012 den „digitalen Kandidaten 2.0“ an. Der Fokus soll dabei auf der wachsenden Bedeutung von sozialen Netzwerken wie Facebook sowie auf der zunehmenden Verbreitung mobiler Geräte wie Smartphones und Tablet-Computer liegen.

Im Jahr 2008 erreichte Obama seine Anhänger vor allem mit E-Mails und anderen Textnachrichten. Facebook zählte damals erst rund 20 Millionen Mitglieder – heute sind es mehr als eine halbe Milliarde. Viele von ihnen haben schon jetzt mit einem Klick auf „I'm In!“ (Ich bin dabei) ihre Unterstützung für den bevorstehenden Wahlkampf angekündigt. Über Twitter verschickt Obama persönliche Kurzmitteilungen an fast neun Millionen „Follower“.

Heute gibt es kaum noch Amerikaner, die nicht online sind. Diesen Umstand will die Demokratische Partei so gut es geht nutzen. Die Strategie soll dabei möglichst viele Aspekte des Internets umfassen. Der Wahlkampf werde nur erfolgreich sein, wenn alle Kanäle sinnvoll verknüpft seien, sagt Joe Raspers, der schon 2008 als Kopf der digitalen Obama-Kampagne galt. Zudem müsse klar sein, dass die neuen Medien kein Selbstzweck seien, sondern am Ende nur ein Mittel zur Unterstützung der „offline“-Aktivitäten Obamas.

Twitter wurde bereits 2008 von Obama und seinen Wahlhelfern genutzt. Der Kurzmitteilungsdienst steckte damals allerdings noch in seinen Kinderschuhen. Für 2012 sind für jeden US-Staat separate Accounts eingerichtet worden. Damit soll nicht nur die Kommunikation mit den Anhängern erleichtert werden. Über Twitter soll zugleich die Stimmung in der Öffentlichkeit Minute für Minute analysiert und der Nachrichtenfluss gesteuert werden können.

Trotz aller neuen Technik wird es Demokraten wie Republikanern auch im kommenden Jahr allerdings kaum erspart bleiben, in vielen Städten von Tür zu Tür zu gehen, um Überzeugungsarbeit zu leisten. Doch auch hier soll das Internet den freiwilligen Wahlkampfhelfern die Arbeit erleichtern.

Über gut gepflegte Datenbanken lassen sich vergleichsweise einfach die entscheidenden Bezirke und Haushalte ausmachen. Mit mobilen Tablet-Computern ausgestattet, sollen die Helfer gezielter vorgehen und effektiver mit allen nötigen Informationen versorgt werden können. Schon bei den Kongresswahlen 2010 wurden derartige GPS-basierte Apps getestet. Bei der nächsten Präsidentschaftswahl wollen die Demokraten ihren Einsatz noch einmal deutlich ausweiten.

Bei der in den USA wichtigen Einwerbung von Wahlkampfspenden gelten E-Mails weiterhin als Königsweg. Die Schätzungen zufolge mehr als 13 Millionen Adressen umfassende Datenbank des Obama-Teams ist aus Sicht von Internet-Experten dabei eine wahre Goldgrube. Auf diesem Wege werden Sympathisanten direkt angesprochen und um finanzielle Unterstützung gebeten. Selbst wenn jeweils nur einstellige Beträge eingeworben würden – insgesamt kamen 2008 fast 500 Millionen Dollar (350 Millionen Euro) zusammen.