Der japanische Konzern Nintendo verblüfft mit seiner neuen Spielkonsole: Der 3DS kann Bilder dreidimensional darstellen - ganz ohne Brille.

Hamburg. Da wird einem jahrelang eingeredet, für 3-D brauche man eine Brille, und nun das! Auf dem Bildschirm erscheinen räumliche Szenen, als blicke man durch ein Fenster. Plastische Figuren bewegen sich durch dreidimensionale Räume, Flugzeuge schweben dem Horizont entgegen - und das alles ohne lästige Sehhilfe. Mit seiner neuen Taschenkonsole hat der Videospielekonzern Nintendo wieder einmal einen Coup gelandet. Der 3DS (Double-Screen) lässt die Konkurrenz im wahrsten Sinne alt aussehen.

War bislang der untere, berührungsempfindliche Bildschirm das technische Highlight des 2005 in Deutschland erschienenen DS, so ist es nun das obere Display mit dem 3-D-Bild. Rund 146 Millionen DS-Konsolen hat Nintendo bislang verkauft - damit ist der DS die meistverkaufte Spielkonsole der Welt. An diesen Erfolg soll nun der 3DS anknüpfen.

Der Trick hinter der kleinen Wunderkiste beruht auf dem Prinzip des autostereoskopischen 3-D. Um im Gehirn einen räumlichen Eindruck zu erzeugen, müssen leicht voneinander abweichende Bilder der gleichen Szene getrennt voneinander auf das linke und das rechte Auge treffen. Um das zu erreichen, bedient sich der 3DS einer sogenannten Parallaxe-Barriere: Ein Streifenraster verdeckt je eine Hälfte der Bildpunkte für das linke und das rechte Auge. Dazu muss man allerdings in einem Abstand von 25 bis 35 Zentimetern so gerade wie möglich auf den Bildschirm schauen. Bei größeren Displays ist das schwierig, bei einer kleinen Taschenkonsole funktioniert das aber recht gut.

Aber machen Videospiele in 3-D wirklich mehr Spaß? Fazit nach den ersten Stunden mit dem 3DS: Der Fensterblick führt dazu, dass man sich in die Spielwelt geradezu hineingezogen fühlt. Der Spieler hat den Eindruck, die Szenen mit den Händen greifen zu können. Selbst eher simple Spielideen bekommen gleich mehr Atmosphäre, wenn sie sich vor einer verblüffend realistischen Kulisse abspielen.

Doch der 3DS kann noch mehr. Zum Beispiel dreidimensionale Fotos aufnehmen. Die eigenen Bilder werden auf der mitgelieferten, zwei Gigabyte großen Speicherkarte gespeichert. Wer mehr Platz braucht, kann eine handelsübliche SD-Karte einsetzen. Der neue DS ist zudem mit einem analogen Schiebepad, einer Art flachem Joystick, ausgestattet, der eine präzisere Steuerung ermöglicht als bisher. Ein Sensor nimmt die Bewegungen der Konsole auf und überträgt sie in die Spielwelt.

Doch die erste Begeisterung bleibt nicht ungetrübt. Schaltet man das Gerät ein, stößt man als Erstes auf die "Gesundheits- und Sicherheitsinformationen". Dabei erfährt man, dass die 3-D-Funktion bei Kindern bis einschließlich sechs Jahren "zu einer Beeinträchtigung des Sehvermögens" führen kann. Wer unter einer Fehlstellung der Augen leide, solle regelmäßig Pausen einlegen, da die Benutzung zu Erschöpfung und Unbehagen führen könne. Wie beschrieben hängt die Qualität des 3-D-Effekts davon ab, aus welcher Position man den Bildschirm betrachtet. Bei nur wenigen Grad Abweichung wird das 3-D-Bild nicht mehr richtig erkannt. Die Folge sind irritierende Doppelbilder.

Untersuchungen zu 3-D-Filmen in Kino und Fernsehen zeigen, dass Zuschauer auf räumliche Bilder sehr individuell reagieren. Deshalb empfiehlt es sich, den Schieberegler rechts neben dem oberen Display zu benutzen, mit dem sich die Intensität des 3-D-Effekts einstellen lässt. Bei geringerer 3-D-Leistung treten Irritationen seltener auf und die Augen ermüden nicht so schnell. Vor dem Kauf sollte man den 3DS aber auf jeden Fall einmal selbst ausprobiert haben.

Seine alten DS-Spiele muss man nicht entsorgen: Sie laufen auf dem neuen System einwandfrei. Doch natürlich schafft man sich den 3DS vor allem wegen der 3-D-Spiele an. Ansonsten gibt es wenige Gründe, den im Vergleich zum Vorgängermodell DSi fast doppelten Preis zu bezahlen. Super Mario, Kid Ikarus, die Nintendogs, Link aus der Zelda-Reihe - erwartungsgemäß werden alle Nintendo-Helden dem 3DS einen Besuch abstatten. Aber auch von Drittentwicklern rollt eine wahre Welle an Neuerscheinungen an. Zum Start der Konsole am 25. März ist rund ein Dutzend Titel erhältlich.