Microsoft will im boomenden Smartphone-Markt verlorenen Boden gutmachen. Im Herbst werden neue Handys mit dem Betriebssystem Windows Phone 8 auf den Markt kommen. Wichtigste Neuerung: die enge Verwandtschaft zum PC.

San Francisco/New York. Microsoft setzt bei der Aufholjagd um Marktanteile bei Smartphones auf ein neues Betriebssystem. Im Herbst werden neue Handys mit dem Betriebssystem Windows Phone 8 auf den Markt kommen, wie das US-Technologieunternehmen am Mittwoch bei einer Präsentation in San Francisco ankündigte. Damit sollen Smartphones näher an Computer und Tablet-PCs heranrücken, die mit dem ebenfalls für Herbst angekündigten Betriebssystem Windows 8 laufen.

Mit der neuen Software und dem zuvor angekündigten Surface-Tablet versucht Microsoft auf dem Markt für mobile Telekommunikation Boden gut zu machen, der von den Konkurrenten Apple und Google dominiert wird. Experten zufolge profitieren die Besitzer von aktuellen Windows Phones nicht von der neuen Software. Denn ein solch grundlegendes Update dürfte auf älteren Windows Phones nur schwer zu installieren sein.

Windows Phone 8 soll Kreditkartenzahlung ermöglichen

Dass Windows Phone 8 aber die elementaren Bestandteile des Betriebssystems („Kernel“) mit dem in Zukunft auf PCs und Tablets installierten Windows 8 RT teilt, bedeutet gleichzeitig auch, dass Hersteller leichter Bestandteile bauen könne, die für beide Systeme anwendbar sind. Auch Entwicklern soll es nach dem Willen von Microsoft so erleichtert werden, Anwendungen von einer Plattform auf die andere zu bewegen.

Das Windows Phone 8 wird künftig externe Speicherkarten akzeptieren und über Mehrkernprozessoren verfügen, wie bei hochwertigen Mobiltelefonen anderer Anbieter bereits üblich. Mit der neuen Software bietet Windows auch erstmals die sogenannte Near Field Communication (NFC) an, die es zum Beispiel ermöglicht, mit dem Handy an bestimmten Kreditkarten-Terminals zu zahlen. Einige der jüngsten Android-Handys haben dieses Feature ebenfalls, nicht aber das iPhone von Apple.

Microsoft hatte sein bisher letztes Smartphone, das Windows Phone 7, 2010 auf den Markt gebracht. Bisher hat der Computerkonzern aber nur einen kleinen Teil des Smartphone-Marktes erobern können. Nach einer Schätzung des Marktforschungsunternehmens IDC arbeiteten nur 2,2 Prozent der im ersten Quartal 2012 weltweit ausgelieferten Smartphones mit dem Betriebssystem von Microsoft. Im Vergleich dazu stand Apple demnach bei 23 Prozent, Android bei 59 Prozent.

Windows-Smartphones rücken näher an den PC

Windows-Smartphones und Windows-Computer werden sich immer ähnlicher. Microsofts neues Handy-Betriebssystem Windows Phone 8 wird auf der gleichen technischen Plattform basieren wie das Computer-Betriebssystem Windows 8. Microsoft-Manager Joe Belfiore versprach bei der Vorstellung von Windows Phone 8 am Mittwoch in San Francisco, dass schon bald „viele leistungsstarke Telefone“ herauskommen würden.

Die Vorstellung fand vor Software-Entwicklern statt – und das ganz bewusst. Denn eines der Probleme der bisherigen Windows-Telefone ist, dass weniger Apps als bei Apples iPhone oder bei den Android-Smartphones zur Verfügung stehen. „Das neue System wird die Arbeit der Entwickler verändern“, sagte Belfiore. Es soll erheblich leichter werden, Programme gleichzeitig für PC und Smartphone zu schreiben.

Windows Phone 8 wird unter anderem die größere Leistung von Mehrkern-Prozessoren nutzen können, unterstützt höhere Bildschirm-Auflösungen als der Vorgänger und wird auch die Nahfeld-Mobilfunktechnik NFC eingebaut haben. Mit NFC lässt sich ein Handy zum Bezahlen an speziell ausgerüsteten Kassen einsetzen. Windows Phone 8 wird die Kartendienste des Partners Nokia integriert haben sowie Office-Anwendungen.

Die ersten Smartphones mit dem neuen Betriebssystem sollen passend zum Weihnachtsgeschäft herauskommen. Kurz zuvor wird der Start der endgültigen Version des PC-Betriebssystems Windows 8 erwartet. Erst am Montag hatte Konzernchef Steve Ballmer angekündigt, dass Microsoft zwei Tablet-Computer mit dem neuen Windows herausbringen wird. Damit will Microsoft zum Marktführer Apple mit seinem iPad aufschließen.

Mit Material von dapd und dpa