Seit Verbraucher lieber Smartphones oder Tablets kaufen, leidet die PC-Branche. Stärkere Nachfrage von Unternehmen mildert dies ab.

Stamford. Das Wachstum in der PC-Branche ist weiterhin schwach, jedoch gibt es auch Lebenszeichen. Die Nachfrage der Unternehmen rettet den PC-Markt vor einem weiteren miesen Quartal. Allerdings hält der Erfolg von Smartphones und Tablets den PC-Verkauf weiter am Boden.

Im ersten Quartal legte der weltweite Verkauf von Notebooks und Desktop-Computern nur um 1,9 Prozent auf 89 Millionen Geräte zu, wie die Marktforschungsfirma Gartner mitteilte. Das Geschäft lief damit aber immer noch deutlich besser als der von Gartner erwartete Rückgang um 1,2 Prozent. Die Unternehmen hätten mehr neue Rechner gekauft als prognostiziert, dagegen sei die Nachfrage der Verbraucher von Land zu Land unterschiedlich, erklärten die Marktforscher am Mittwoch. Hewlett-Packard blieb PC-Spitzenreiter, der chinesische Konkurrent Lenovo rückt aber näher.

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Vor allem der große PC-Markt USA entwickelt sich schwach: Der Absatz fiel um 3,5 Prozent auf 15,52 Millionen Geräte. Während sich US-Amerikaner mit dem Kauf neuer Computer zurückhielten, stiegen die Auslieferungen in der Region Europa, Naher Osten und Afrika um 6,7 Prozent auf 28,2 Millionen Stück.

Vor allem Privatkunden greifen mittlerweile immer öfter zu einem Tablet-Computer wie Apples iPad oder sie benutzen ihr Smartphone, um ins Internet zu gehen. „Der PC muss mit immer mehr Geräten um das Geld der Verbraucher konkurrieren“, erklärte Gartner-Analyst Ranjit Atwal. Es sei ein spannendes Thema, ob die Branche im späteren Jahresverlauf mit dem nächsten Microsoft-Betriebssystem Windows 8 und den neuen schlanken Ultrabook-Notebooks Auftrieb bekommen werde. „Die Frage ist, ob die Ultrabooks bei ihrem höheren Preis genug bieten, was die Tablets nicht können.“

Deshalb sieht der Gartner-Experte die Marktchancen der Ultrabooks eher skeptisch – vor allem angesichts der Konkurrenz von Apples ähnlichem MacBook Air, der schon seit mehreren Jahren auf dem Markt ist. „Apple hat die Planke bei der Innovation so hoch gesetzt, dass es den Herstellern der Ultrabooks schwer fallen wird, die Erwartungen der Nutzer zu erfüllen“, sagte Atwal.

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Das PC-Geschäft wird für die Marktforscher immer schwerer vorherzusagen. Im vergangenen Jahr waren die Experten hingegen zu lange zuversichtlich: Gartner kappte die Prognose für das Jahreswachstum erst im September von 9,3 auf 3,8 Prozent – am Ende gab es nur ein dünnes Plus von 0,5 Prozent. Inzwischen müssten viel mehr Faktoren berücksichtigt werden – und die Entwicklung nach Produktklassen und Ländern sei deutlich unterschiedlicher als früher, sagte Atwal dazu.

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Weltgrößter PC-Hersteller bleibt Hewlett-Packard – trotz aller Querelen im Management und der zwischenzeitlich erwogenen Abspaltung der PC-Sparte. HP konnte seinen Marktanteil sogar leicht steigern von 16,9 auf 17,2 Prozent. Ein massives Wachstum verzeichnete die chinesische Lenovo, deren Marktanteil von 10,4 auf 13,1 Prozent zulegte. Dagegen verlor die ehemalige Nummer zwei Dell weiter an Gewicht und kam zuletzt noch auf einen Marktanteil von 11,0 Prozent.

Apple verkaufte trotz kontinuierlicher Zuwächse nicht genug seiner Mac-Computer, um weltweit unter die fünf größten Hersteller zu kommen. Der Anbieter von iMac und MacBook dürfte aber nicht weit hinter den 6,0 Prozent Marktanteil von Asus zurückliegen. In den USA ist Apple die Nummer drei und konnte den Marktanteil von 9,8 auf 10,6 Prozent ausbauen. HP führt in Amerika noch klarer mit 29 Prozent vor Dell mit 22,3 Prozent.

Mit Material von dpa