Facebook hatte angekündigt, sollten sich mehr als 7000 Nutzer beschweren, würden die Datenschutz-Änderungen zur Abstimmung freigeben.

Hamburg. Facebook hat die für heute geplante Einführung der neuen Datenverwendungsrichtlinien verschoben. Seit 1 Uhr nachts sollten die Daten der Nutzer weitreichend in den Applikationen verwendet werden. Nach Protesten der Nutzer haben die Verantwortlichen dies aber verschoben, wie aus einer Mitteilung auf der Facebook Site Governance hervorgeht. "Die Phase, um Kommentare zu unserer vorgeschlagenen neuen Erklärung der Rechte und Pflichten abzugeben, ist abgeschlossen. Vielen Dank für deine Teilnahme. Wir werden im Laufe der nächsten Tage die Kommentare prüfen und dich über die nächsten Schritte informieren."

Mehr als 36.000 Facebook-Nutzer haben nach mehreren Protestaufrufen sich bei den Verantwortlichen gemeldet und ihre Meinung geäußert. Facebook hatte angekündigt, den Usern unterschiedliche Versionen seiner Datenschutzrichtlinien zur Auswahl zu stellen, sofern mindestens 7.000 Nutzer ihre Ablehnung posten. Die Protest-Lawine zwingt Facebook jetzt zum Handeln.

Zuvor hatten schon Datenschützer aus Hamburg und Schleswig-Holstein in einer gemeinsamen Erklärung kritisiert: "Die Datenverwendungsrichtlinien sind weder mit europäischem noch mit deutschem Datenschutzrecht vereinbar. Eine wirksame Einwilligung der Nutzer scheitert vor allem an einer klaren Aufklärung über die Datenverarbeitung und der fehlenden Wahlmöglichkeit für die Betroffenen, die Verwendung ihrer Nutzungs- und Inhaltsdaten für Werbezwecke zu untersagen. Stattdessen legt Facebook ein weiteres sehr plump formuliertes Regelwerk vor, das eher Dunkelheit in den automatisierten Datenverarbeitungsdschungel des sozialen Netzwerks bringt. Statt nun Informationen und Wahlmöglichkeiten zu verbessern, werden die Nutzer weiter an der Nase herumgeführt. Es sollte sich langsam durchsetzen, dass zumindest seriöse deutsche Anbieter mit derart windigen Angeboten nicht zusammenarbeiten."

Ein neuer Abschnitt in den Richtlinien der Webseite erlaubt Apps und Anwendungen mehr Zugriff auf persönliche Daten: Die Programme dürfen nicht nur Daten ihrer Nutzer abgreifen, sondern auch von deren Freunden. "Der Nutzer verliert damit vollständig die Kontrolle über seine Daten“, sagt Michaela Zinke vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

In den Privatsphäre-Einstellungen von Facebook lässt sich auswählen, welche Daten Anwendungen anderer Nutzer einsehen können. Das entsprechende Menü ist unter dem Punkt "Anwendungen und Webseiten“ zu finden. Standardmäßig ist Facebook so eingestellt, dass es fast alle Daten weitergibt – darunter zum Beispiel Beziehungsstatus, Wohnort und Beruf. Um das zu verhindern, müssen Nutzer das Häkchen vor jedem einzelnen Punkt entfernen und die Einstellungen anschließend speichern.

Hier können Sie ihre Ablehnung gegen die neue Veränderung posten

(abendblatt.de/dpa)