Apple erneuert Notebooks und iPhone-Plattform - aber keine Spur des Fernsehers. Damit enttäuschte der Konzern die Hoffnungen vieler Fans.

San Francisco. Apple schickt einen dünneren und leistungsstarken Notebook-Computer ins Rennen gegen Rivalen aus dem Windows-Lager. Das neue Top-Modell des Macbook Pro bekommt zudem eine stark verbesserte Bildschirm-Auflösung. Für die iPhones und iPads kommt das nächste Betriebssystem iOS 6. Unter den rund 200 Neuerungen sind eine bessere Version des sprechenden „persönlichen Assistenten“ Siri und eine vertiefte Facebook-Integration. Die Google-Karten werden durch einen eigenen Dienst von Apple ersetzt. Auf einen Apple-Fernseher, über den seit Monaten spekuliert wird, wartete man am Montag aber vergeblich.

+++ Die Spannung steigt: Stellt Apple einen "iFernseher" vor? +++

+++ In San Francisco werden Apple-Neuheiten erwartet +++

Ein Fernsehgerät oder zumindest eine App-Plattform für die aktuelle Settop-Box Apple TV zählten zu den heißesten Tipps vor der Präsentation in San Francisco. Die Apple-Aktie notierte danach um gut ein Prozent im Minus bei 574 Dollar.

Das Display des neuen Macbook Pro hat 5,1 Millionen Pixel und eine Auflösung von 2880 mal 1800 Bildpunkten, wie Marketingchef Phil Schiller bei der Entwicklerkonferenz WWDC sagte. Apple spricht wie beim iPhone von einem „Retina“-Display, bei dem das menschliche Auge keine Pixel erkenne. Auf dem 15-Zoll-Display (38 cm) sind viel mehr Bildpunkte als bei einem HD-Fernseher mit 1920 mal 1080 Pixeln.

Das neue Macbook Pro ist etwa ein Viertel dünner als das Vorgängermodell. „Es ist der beste Computer, den wir je gebaut haben“, sagte Chefdesigner Jony Ive in einem eingespielten Video. Ein ausgeklügeltes Element sind etwa asymmetrische Flügel an den internen Ventilatoren, damit sich deren Geräusch auf ein breites Frequenzspektrum verteilt und damit kaum hörbar wird. Soviel Liebe zum Detail hat aber auch ihren Preis: Die günstigste Konfiguration kostet in Deutschland 2279 Euro. Die kompaktere Laptop-Reihe Macbook Air bekommt unter anderem einen neuen Prozessor von Intel, bessere Grafik und schnellere Anschlüsse des Formats USB 3.

In iOS 6 setzt Apple noch stärker als bisher auf Siri und bügelt mehrere oft kritisierte Mankos aus. So kann man jetzt per Stimmbefehl Apps starten. Auch Facebook hört aufs Wort. Die Integration im Auto wird verbessert mit Modellen unter anderem von BMW, Mercedes und Audi. Sprachen wie Spanisch und Chinesisch-Varianten erweitern den Nutzer-Kreis. Und Siri kommt nun auch auf das iPad-Tablet.

Den Videotelefonie-Dienst Facetime wird man erstmals auch im Mobilfunk-Netz nutzen können – bisher war die Funktion auf WLAN-Netze beschränkt. Und Apple übt schon mal für seine Version eines digitalen Portemonnaies im Handy: Die App Passbook bündelt an einem Ort Boarding-Karten, Kino-Tickets oder Treue-Karten. Der Clou ist dabei die Integration: Wenn etwa die Kinovorstellung ansteht, kommt eine Termin-Erinnerung. Ein Wisch, und das Ticket mit QR-Code erscheint. Die Bord-Karte kann zeigen, wenn sich das Abflug-Gate ändert.

Auch die neuen Apple-Karten sollen besser mit anderen Diensten verknüpft sein: Stau-Anzeige, Navigations-Anweisungen, Integration mit Siri. Google stellte die Karten für die mobilen Apple-Geräte seit dem Start des iPhone 2007. Die Partner wurden aber zu erbitterten Rivalen, seit Google auf das mobile Betriebssystem Android setzt.

Wie erwartet wurden Details zum nächsten Mac-Betriebssystem OS X „Moutain Lion“ vorgestellt. Mit der neuen Software sollen mehr populäre Elemente von iOS den Weg auf die Macs finden, etwa beim Umgang mit Erinnerungen, Notizen, Mitteilungen. Außerdem wird Apples Online-Speicherdienst iCloud stärker eingebunden, die Macs bekommen eine eingebaute Diktier-Funktion. Die neue Funktion „Power Nap“ hält die Macs auch im Standby-Zustand auf dem Laufenden. „Mountain Lion“ („Berglöwe“) kommt im kommenden Monat auf den Markt.

Apple erneuert die Mac-Software kurz vor dem für Herbst erwarteten Start des Microsoft-Systems Windows 8. Obwohl der Marktanteil des Mac seit Jahren steigt, dominiert Windows weiter klar das PC-Geschäft.

Konzernchef Tim Cook startete mit Zahlen, die die Stärke von Apple demonstrieren sollen. Der Konzern hat in seinen App Stores inzwischen 400 Millionen Kunden in bald 155 Ländern. Das Angebot an Apps stieg auf 650 000. Davon sind 225 000 speziell für das iPad optimiert – mit sehr großem Abstand mehr als für andere Tablets. Apple zahlte bisher fünf Milliarden Dollar an Software-Entwickler aus, insgesamt wurden 30 Milliarden Apps heruntergeladen. Der Apple-Nachrichtenservice iMessage – Konkurrenz für die SMS und andere Messaging-Dienste – hat 140 Millionen Nutzer, die jeden Tag eine Milliarde Kurzmitteilungen verschicken. Jedes zweite Twitter-Foto komme von iOS-5-Geräten.

Eingeleitet wurde die Präsentation von Siri. Das Programm unterhielt die Anwesenden mit Scherzen auf Kosten der Konkurrenz. Etwa: „Ich bin gespannt auf das nächste Samsung-Gerät. Einen Kühlschrank.“ Cook wurde mit tosendem Beifall begrüßt, die Präsentation dauerte mit fast zwei Stunden länger als üblich. (dpa)