Auf der Konferenz “Next“ in Berlin werden Trends der digitalen Wirtschaft vorgestellt. Junge Unternehmer suchen Partner und Kapital.

Berlin. Zwei Tage lang hat die Berliner Internet-Konferenz Next Startups, Investoren und sonstige Interessenten an neuen Web-Projekten zusammengeführt. Bei Umsatz und Gewinn können die „Entrepreneurs“, wie die jungen Unternehmer auf Französisch wie auf Englisch heißen, meist noch keine großen Brötchen backen – mit ihrer Kreativität oder Effizienz sind sie aber oft beispielhaft und können auch international mithalten. „Die digitale Wirtschaft in Europa wird inzwischen auch in den USA mehr wahrgenommen“, sagte der Community-Manager der Musikplattform Soundcloud, David Noël, am Mittwoch in Berlin.

Beim „Pitchen“, also der Selbstpräsentation vor potenziellen Geschäftspartnern, zeigten sich die Teilnehmer in ihrem besten Licht. „Wir sind jetzt dabei, in eine zweite Phase einzusteigen“, sagte der Gründer des Bewertungsportals Amen, Felix Petersen, in einer Runde von Berliner Startups. Künftig soll es möglich sein, mehr nützliche Informationen aus der Plattform zu beziehen. Nach großer Beachtung bei der Einführung der App im September vergangenen Jahres ist es um Amen in den vergangenen Monaten ruhig geworden.

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Jetzt aber freut sich Petersen, dass selbst das große Branchen-Vorbild Mark Zuckerberg dabei ist – der Facebook-Gründer hat auf Amen festgehalten, wo man das beste Fleisch in Palo Alto bekommen kann. Prompt gab es Widerspruch aus Deutschland – ein Amen-Nutzer hielt ironisch dagegen: „Deine Mudda is the Best Place for Meat in Palo Alto.“

Der Spaß soll nicht zu kurz kommen bei neuen Geschäftsideen für die digitale Welt. Das Geld aber auch nicht. „Kapital ist genug da“, sagt Petersen, der sich für sein Projekt erst im März eine weitere Finanzierungsrunde mit einer Million Dollar sichern konnte – in der ersten Runde mit 2,9 Millionen Dollar war auch Hollywood-Star Ashton Kutcher mit an Bord.

Das Geld für Internet-Startups in Deutschland kommt immer noch oft aus dem Ausland. Ciaran O’Leary, Partner bei der Venture-Capital-Firma, bezeichnet Berlin als einen faszinierenden Ort für kreative Menschen. Die deutsche Bezeichnung für sein Geschäft - „Risikokapital“ sei aber ein Alptraum. Daher sei es kein Zufall, „dass 80 Prozent unserer Investoren von außerhalb Deutschlands kommen“.

In das allgemeine Lob für die lebendige Startup-Szene der Hauptstadt fällt der Vorstandschef von Gidsy ein, einer Internet-Plattform, auf der man Freizeitaktivitäten anbieten und buchen kann. „Berlin vermählt die Kunst mit der Technologie“, sagt Edial Dekker, der in Amsterdam geboren wurde und in Berlin lebt. Sehr hilfreich sei die internationale Atmosphäre der Hauptstadt.

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Die Startup-Szene ist ohne Zutun staatlicher Wirtschaftsförderung entstanden, hätte in dieser Form vermutlich auch nicht geplant werden können. Inzwischen aber gibt es zunehmend Initiativen, um dieses Potenzial gezielt zu erschließen. So stellte Deutsche-Telekom-Chef René Obermann auf der Next ein eigenes Inkubator-Programm zur Förderung von innovativen Geschäftsideen vor. Dieser als „hub:raum“ bezeichnete „Brutkasten“ verspricht Gründern eine Startfinanzierung bis 300 000 Euro.

Mit der Next ging die „Berlin Web Week“ zu Ende, ein gemeinsames Dach für zwei Internet-Konferenzen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. In der vergangenen Woche überwogen auf der re:publica noch die kritischen Stimmen gegenüber den großen Internet-Unternehmen und ihrem Hunger auf Nutzer- und Kundendaten. Überzeugende Lösungen zum Datenschutz werden sich aber auch die kreativen Entrepreneurs einfallen lassen müssen – auch wenn Petersen am Mittwoch klagte: „Früher war PR teuer und Datenschutz billig. In Zukunft ist PR billig und Datenschutz teuer.“ (dpa)