Die Haut spielte komplett verrückt - bis Ingo Becker zu der Erkenntnis kam, dass ihm innere Gelassenheit die ersehnte Linderung bringt.

Hamburg. "Vor 14 Jahren ging es los", erzählt Ingo Becker. "Das war zu Beginn meines Referendariats, ich fühlte mich sehr gestresst. Aus heiterem Himmel bekam ich Hautausschlag - ausgerechnet im Gesicht." Der Ausschlag habe stark gejuckt, an manchen Tagen sei ihm auch schwindelig geworden. "Das größte Problem war aber, dass mich alle so komisch ansahen", erzählt der 47-Jährige. Er sei dann zu einem Hautarzt gegangen. Dieser diagnostizierte Neurodermitis und verschrieb Becker eine Cortisonsalbe. Die Ekzeme besserten sich schnell, gleichzeitig ließ der Stress nach, weil Becker sich eingearbeitet hatte. Er schloss das Referendariat ab und trat in den Schuldienst ein.

Jahrelang habe er dann keinerlei Probleme mehr mit seiner Haut gehabt, erzählt Becker. "Wahrscheinlich lag das auch daran, dass ich zum Ausgleich viel Sport trieb. Doch irgendwann reichte das nicht mehr." Vor eineinhalb Jahren bekam er plötzlich wieder Ekzeme. Ihm sei klar geworden, dass er damals, als es losging, nur die Symptome bekämpft hatte, aber nicht die Ursache: seine Einstellung. "Ich neige dazu, perfektionistisch zu sein, ich bin sehr leistungsorientiert, sogar in meiner Freizeit", erzählt Becker. "Die Arbeit in der Schule ist zwar mit der Zeit stressiger geworden, aber diese äußere Belastung, das weiß ich heute, war nicht der entscheidende Punkt. Ich machte mir selbst Stress."

Er war zunehmend gereizt, schlief weniger, was den Ausschlag noch verstärkte. Sein Umfeld habe ihn während dieser Zeit zwar sehr gut unterstützt. "Trotzdem wurde mir klar, dass ich die Sache anders angehen musste." Er habe sich dann in psychologische Behandlung begeben und eine Verhaltenstherapie angefangen. Gleichzeitig ließ er seine Haut in der Asklepios-Klinik St. Georg behandeln. Mittlerweile blicke er wieder optimistisch in die Zukunft, sagt Becker: "Es ist zwar immer noch schwierig für mich, die Balance zu halten zwischen Beruf und Privatleben, zwischen den Erwartungen der anderen und meinen eigenen Erwartungen. Und es kommt immer noch vor, dass meine Haut wieder empfindlicher wird und schnell gereizt reagiert. Aber ich habe gelernt, mit der Krankheit umzugehen und keine Panikattacken mehr zu bekommen. Denn es kann ja vorkommen, dass ich mich eigentlich sehr gut fühle - und trotzdem Ekzeme auftreten.

Früher habe ich in solchen Momenten gedacht: Mensch, es läuft doch alles gut, warum muss das jetzt wieder sein?" Er habe auch mit seinen Schülern über die Krankheit gesprochen, die wüssten Bescheid und gingen gut damit um. Das Gleiche gelte auch für seine Kollegen, die ihm immer viel Verständnis entgegengebracht hätten. "Ich musste also gar nicht mein persönliches Umfeld ändern, sondern meine Sicht auf die Dinge", sagt Becker. "Ich habe gelernt, dass Entspannung ganz wichtig ist. Ich sehe die Dinge heute gelassener. Davon profitiert auch meine Haut." (mha)