Ein in Norddeutschland einzigartiger Roboter hilft bei Prostata-Entfernungen am UKE. Die Klinik steht bei Prostata-Operationen weltweit an der Spitze

Hamburg. Es klingt wie ein modernes Chirurgen-Märchen; in der Martini-Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist es seit diesem Montag Wirklichkeit: Bei einer minimalinvasiven Prostata-Entfernung schaut Operateur Alexander Haese, der drei Meter vom Operationstisch entfernt sitzt, auf ein dreidimensionales Videobild in HD-Qualität, das ihm sein Operationsfeld im Inneren des Patienten bis auf das Zehnfache vergrößern kann. Immer optimal ausgeleuchtet, versteht sich.

Seine Instrumente führt er absolut zitterfrei, denn jede unbeabsichtigte Minibewegung wird elektronisch herausgefiltert. Die Technik übersetzt außerdem größere Handbewegungen in ultrapräzise Feinmotorik. Ein großer Bauchschnitt wird für diese Art der Operation nicht gebraucht, fünf kleine Schnitte, zwischen fünf und zwölf Millimeter lang, reichen dem fünfarmigen Telemanipulator aus, um über stabile Hülsen Kamera und Instrumente an den Ort des Geschehens zu dirigieren und einzusetzen. Die Assistenten am Operationstisch sehen auf einem Bildschirm, was tief drinnen im Bauch gerade geschieht.

Seit 2005 ist bei der Martini-Klinik bereits ein erstes sogenanntes Da-Vinci-System im Einsatz. Derzeit ist Hamburg der einzige Standort in Norddeutschland für das Gerät der zweiten Generation. Mit ihm untermauert die Eppendorfer Spezialklinik ihren Anspruch, bei Prostata-Operationen weltweit an der Spitze zu stehen.

Mit mehr als 2000 solcher Eingriffe, die in diesem Jahr vorgenommen werden, ist zahlenmäßig der Spitzenplatz bereits erreicht, sagt Chefarzt Prof. Markus Graefen. 225 Prostata-Operationen wurden 2010 "roboterassistiert", Tendenz stark steigend.

Was heißt, dass der Roboter natürlich nicht selbstständig agiert, sondern von einem erfahrenen Operateur bedient wird. Spezialist in der Martini-Klinik dafür ist der leitende Arzt, Privatdozent Dr. Alexander Haese. Er beschreibt die Vorteile für seine Patienten: "Der Blutverlust während der Operation ist gering, und der Heilungsverlauf schnell und relativ schmerzarm." Außerdem lassen sich Nerven und Blutgefäße in prekärer Nähe zum Operationsfeld besser schonen. Was sich in hohen Prozentzahlen derjenigen Martini-Patienten auszahlt, bei denen Kontinenz (95 Prozent) und Potenz (90 Prozent) erhalten bleiben. Das hat sich auch bei vielen Patienten aus dem Ausland herumgesprochen, die nach Eppendorf zur Operation anreisen.

Kleiner Wermutstropfen: Noch ist das schonende Operationsverfahren mit dem zwei Millionen Euro teuren Gerät von den Krankenkassen nicht als Standard anerkannt. Deshalb müssen Patienten für seinen Einsatz eine Zuzahlung von knapp 2000 Euro selbst tragen. Dann steht der Da-Vinci-OP-Roboter jedoch Kassenpatienten ebenso wie Privatpatienten zur Seite.