Durch Geld, Freundschaften und Engagement entsteht Zufriedenheit. Deutschland befindet sich weltweit im oberen Mittelfeld

Hamburg. In dem neuen Buch "The World Book of Happiness" (Dumont-Verlag) fasst der belgische Autor Leo Bornmans den aktuellen Stand der Glücksforschung zusammen und porträtiert Glücksforscher aus aller Welt. Einer von ihnen ist der Soziologieprofessor Jan Delhey von der Jacobs University in Bremen.

Hamburger Abendblatt:

Im weltweiten Vergleich sind die Menschen in Mittel- und Südamerika sowie in Skandinavien und der Schweiz am glücklichsten. Was macht den Unterschied?

Prof. Jan Delhey:

Entscheidend ist eine Reihe von gesellschaftlichen Faktoren. Rechtsstaatlichkeit etwa spielt eine wichtige Rolle für das Glücksempfinden. Wo es viel Korruption gibt, sind die Menschen weniger glücklich. Das sogenannte Vertrauensklima ist ein weiterer Faktor: Wenn Menschen in einem Umfeld leben, in dem sie Fremden eher Gutes als Schlechtes zutrauen, sorgt das für mehr Zufriedenheit. Wichtig sind aber auch eine niedrige Arbeitslosigkeit und Wohlstand: Die reicheren Länder sind überwiegend glücklicher.

In den skandinavischen Ländern herrscht tatsächlich vergleichsweise viel Wohlstand, aber doch nicht in Mittel- und Südamerika.

Delhey:

Das stimmt. Forscher nehmen an, dass hier auch kulturelle Einflüsse eine wichtige Rolle spielen. Womöglich haben die Menschen in diesen Ländern niedrigere Ansprüche, Arbeit und Geld sind für ihr Glücksempfinden vielleicht nicht so wichtig. Dieser Zusammenhang ist allerdings noch kaum erforscht. Auch das Klima - mehr Sonne, mehr Wärme, mehr Licht - sorgt möglicherweise dafür, dass sie glücklicher sind als etwa Menschen in einigen europäischen Ländern wie Deutschland.

Apropos: Wo stehen wir Deutsche im internationalen Glücksvergleich?

Delhey:

In Europa im Mittelfeld, weltweit im oberen Mittelfeld. Wir sind also keineswegs ein trauriges, unglückliches Land, aber eben auch nicht sehr glücklich im Vergleich etwa zu Schweden oder Costa Rica.

Welche Rolle spielen individuelle Faktoren wie Partnerschaft und Liebe für das Glücksempfinden?

Delhey:

Sie sind sehr wichtig. Es gibt eine gute Formel für das individuelle Glück: Haben plus Lieben plus Sein. Haben meint das Materielle, also Geld. Lieben meint persönliche Beziehungen: Menschen, die in einer festen Partnerschaft leben, sind in der Regel glücklicher als Singles; auch ein Netzwerk aus Freunden ist wichtig. Sein kann vieles bedeuten: dass man sich für etwas begeistert, beruflich oder privat. Dass man Herausforderungen sucht und Neues lernt, etwa eine Fremdsprache. Dass man sich für andere Menschen einsetzt. Studien zeigen: Wer regelmäßig Geld spendet, ist glücklicher.

Noch einmal zum Geld. Gilt denn die Regel, je mehr man davon hat, desto größer das Glücksgefühl auch bei Besserverdienenden und reichen Menschen?

Delhey:

Nein. Ab einem gewissen Einkommen werden andere Faktoren wichtiger. Ein Millionär ist nur des Geldes wegen nicht zwangsläufig glücklicher. Über mehr oder weniger Glück entscheiden dann stärker persönliche Beziehungen und Engagement im Beruf und im Privatleben.

Vierzehn Regeln, wie Sie dem Glück auf die Sprünge helfen können

Quelle: Glück - The World Book of Hapiness , DuMont Buchverlag, Leo Bormans (Hg.), 352 Seiten, Hardcover, 25 Euro, ISBN 978-3-8321-9357-7 (Erstverkaufstag: 16.03.2011)