Der Botenstoff Noradrenalin normalisiert die gestörte Kommunikation im Gehirn

Köln. Lähmungen, Seh- oder Sprachstörungen: Ein Schlaganfall hat häufig schwere Folgen für den Alltag der Betroffenen. Dafür verantwortlich sind ein irreversibler Verlust von Hirngewebe und eine gestörte Kommunikation zwischen bestimmten Hirnregionen. Forscher des Max-Planck-Instituts für neurologische Forschung sowie der Klinik für Neurologie der Uniklinik Köln haben jetzt herausgefunden, dass eine gestörte Kommunikation im Gehirn durch die Erhöhung des hirneigenen Botenstoffs Noradrenalin verbessert werden kann.

Sie untersuchten Patienten, die erstmals einen Schlaganfall erlitten hatten, mit der funktionellen Magnetresonanztomografie. Zuvor erhielten einige der Patienten die Substanz Reboxetin, welche die Konzentration des Botenstoffs Noradrenalin erhöht. Dem anderen Teil der Untersuchungsgruppe verabreichten die Wissenschaftler ein Scheinpräparat (Placebo).

Bei den anschließenden Untersuchungen errechneten die Wissenschaftler die Interaktion in den motorischen Hirnregionen während bestimmter Handbewegungen mittels eines speziellen Analyseverfahrens. Das Ergebnis: Der erhöhte Noradrenalinspiegel, durch das Reboxetin verursacht, normalisiert den gestörten Informationstransfer sowohl innerhalb des geschädigten Hirnbereichs als auch zwischen den beiden Hirnhälften. Die Folge war eine deutliche Verbesserung der grob- und feinmotorischen Fähigkeiten der vom Schlaganfall betroffenen Hand.

Auf die Motorik der gesunden Hand hatte Reboxetin dagegen keinen Einfluss. Somit scheint der Botenstoff Noradrenalin vor allem die Kommunikation zwischen den unmittelbar vom Schlaganfall gestörten Hirnregionen zu verbessern.

Allerdings zeigten die Kölner Wissenschaftler auch, dass der positive Effekt des Wirkstoffs vom Zeitpunkt eines Schlaganfalls abhängt: Je kürzer der Schlaganfall zurücklag, desto größer waren die Funktionsverbesserungen der gelähmten Hand. Die Befunde der Wissenschaftler legen daher nahe, dass Reboxetin insbesondere in der frühen Rehabilitation von Schlaganfallpatienten geeignet erscheint, um Lähmungen oder andere Funktionsdefizite nach einem Schlaganfall zu verbessern.

Ihre Befunde haben die Wissenschaftler in der renommierten Fachzeitschrift "Annals of Neurology" veröffentlicht.