Forderung nach speziell geschulten Hygienepersonal und bundesweiter Hygieneverordnung

Berlin. Die Aussage von EU-Gesundheitskommissar John Dalli in der Zeitung "Die Welt", dass bei jeder zehnten Behandlung in europäischen Krankenhäusern Patienten durch Ärztefehler und Infektionen zu Schaden kommen, hat deutsche Politiker und Ärzte auf den Plan gerufen. Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Jörg-Dietrich Hoppe, warf Dalli Panikmache vor.

Hoppe sagte, Dalli verunsichere mit seinen "undifferenzierten Behauptungen" die Patienten. Es sei zwar unbestritten, dass die Gefahr einer Infektion mit Bakterien in Krankenhäusern und Altenheimen steige. Dies liege aber nicht nur an der zunehmenden Antibiotikaresistenz der Bakterien, sondern auch an der dünnen Personaldecke in den Kliniken und der Zunahme bei der Behandlung von Risikopatienten, die anfälliger für solche Infektionen sind.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrike Flach, erklärte zu den Äußerungen Dallis, dass die Koalition noch im Januar Gesetzesvorschläge zur Verbesserung der Krankenhaushygiene vorlegen werde. Nötig sei ein standardisiertes Melderegister zu Krankenhausinfektionen.

Dies hält Dr. Klaus-Dieter Zastrow, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, für überflüssig: "Was wir brauchen, ist speziell geschultes Hygienepersonal." Er begrüße die Grundaussagen Dallis, weil sie zeigten, dass "Europa endlich erkannt habe, dass die Hygiene in Krankenhäusern verbessert werden muss". In Deutschland könne ein "Quantensprung nach vorne" dadurch erreicht werden, dass die am 1. Januar in Bayern in Kraft getretene Hygieneverordnung bundesweit einheitlich gelte.