Der Hamburger Krankenhausspiegel zeigt Qualitätsverbesserungen in allen 14 Behandlungsfeldern der 27 untersuchten Kliniken.

Hamburg. Die Behandlungsqualität der Hamburger Kliniken hat sich bei zwölf weit verbreiteten Eingriffen weiter verbessert. Das zeigt der Hamburger Krankenhausspiegel, der gestern die neuesten Daten aus dem Jahr 2009 auf der Website www.hamburger-krankenhausspiegel.de stellte. Grundlage sind Untersuchungen und Bewertungen der Hamburger Landesstelle Externe Qualitätssicherung.

Das Informationsportal für Patienten, das vor knapp vier Jahren an den Start ging, bietet jetzt Ergebnisse aus 27 Hamburger Kliniken in 14 Behandlungsfeldern: Brustkrebsoperation, Bypass-OP, Gallenblasen-OP, Geburtshilfe, Gynäkologische Operationen, Herzkatheteranwendungen, Einsatz von Herzschrittmachern, Hüftgelenkersatz, Kniegelenkersatz, Lungenentzündung, Oberschenkelhalsbruch und die Rekonstruktion der Halsschlagader. Neu hinzugekommen sind die Katheterbehandlung zur Verbesserung der Durchblutung bei Durchblutungsstörungen in den Beinen und die Vermeidung von Druckgeschwüren.

In allen untersuchten Bereichen vermelden die Betreiber des Krankenhausspiegels eine weitere Verbesserung der Qualitätsergebnisse im Vergleich zum Vorjahr. Nur bei der Behandlung von Lungenentzündungen gibt es noch auffällige Abweichungen von den geforderten Qualitätsstandards, die nach dem Ampelsystem mit einer roten oder gelben Ampel markiert sind. Aber der Leistungsbereich "Lungenentzündung" habe sich in den vergangenen Jahren beispielhaft entwickelt, sagte Privatdozent Dr. Gunther Wiest, Chefarzt der Lungenabteilung an der Asklepios-Klinik Harburg und Leiter des Hamburger Fachgremiums Pneumonie.

Der Lungenfacharzt gab zu bedenken, dass es sich bei der Lungenentzündung immer noch um eine schwere Erkrankung handeln könne, auch wenn sie in der Bevölkerung häufig nicht mehr als solche wahrgenommen werde. "Für Patienten mit schweren Lungenentzündungen liegt die Sterberate bei 30 Prozent", sagt Wiest.

Um die Behandlung zu verbessern, haben die Prüfgremien bestimmte Kriterien für Diagnostik und Therapie aufgestellt. Dazu zählt auch die Untersuchung des Patienten auf einen Sauerstoffmangel innerhalb der ersten acht Stunden nach Aufnahme in die Klinik. Diese Untersuchung wurde 2007 noch viel zu selten in Hamburger Kliniken durchgeführt (siehe Grafik).

"Aber inzwischen hat jeder Lungenfacharzt auf der Station ein entsprechendes Gerät zur Bestimmung des Sauerstoffgehaltes dabei, sodass die Ergebnisse heute beinahe vollständig im grünen Bereich liegen", so Wiest. Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Therapie ist die Gabe von Antibiotika innerhalb der ersten acht Stunden nach der Aufnahme. Diese Maßnahme wurde 2009 zu fast 100 Prozent erfüllt. "Denn je länger es dauert, bis das erste Antibiotikum gegeben wird, desto höher ist die Sterblichkeit", betonte der Mediziner.

Neu im Krankenhausspiegel sind Ergebnisse zur Katheterbehandlung von Durchblutungsstörungen in den Beinen. "Diese Therapie ist besonders dazu geeignet, die Zusammenarbeit der Krankenhausabteilungen zu messen", sagte Marco Tergau, Qualitätsmanager in der Asklepios-Klinik Wandsbek und Sprecher des Hamburger Krankenhausspiegels. Denn die Katheterbehandlung wird von Radiologen durchgeführt, die Weiterbehandlung erfolge dann auf chirurgischen oder gefäßchirurgischen Abteilungen. Bei der Behandlung wird über einen Katheter das verengte Blutgefäß mithilfe eines Ballons aufgeweitet. Hier haben die Hamburger Kliniken sehr gut abgeschnitten: Bei 91,7 Prozent der Patienten war die Durchblutung anschließend besser. Der Bereich für gute Behandlungsqualität beginnt bei 85,7 Prozent.

Als erste pflegerische Einheit wurde die Vermeidung eines Druckgeschwürs (Dekubitus) in den Krankenhausspiegel aufgenommen. Allerdings gibt es dafür noch keine krankenhausbezogenen Ergebnisse, weil diese noch mit Informationen zu grundsätzlichen Risiken bestimmter Personengruppen versehen werden müssen. "Diese wollen wir in einem zweiten Schritt entwickeln und die Berichterstattung hier noch weiter ausbauen", sagte Dr. Claudia Brase, Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft. Die Daten zeigen, dass 2009 von rund 94 000 Patienten, die älter waren als 75 Jahre und in Hamburger Kliniken behandelt wurden, 1,1 Prozent ein Druckgeschwür entwickelten. 59 dieser insgesamt 944 Patienten zogen sich einen schweren Dekubitus vierten Grades zu, der tief in die Weichteile bis auf den Knochen übergreifen kann.

Neu ist auch ein besonderer Service: Auf der Website kann man nach Hamburger Klinikabteilungen einer bestimmten Fachrichtung suchen.

Das Informationsportal hat schon Nachahmer gefunden: Bremen und Hannover betreiben inzwischen auch einen Krankenhausspiegel.