Um neue Therapien mit Zellen aus dem Knochenmark ging es auf einer Tagung im UKE

Hamburg. Die Transplantation von Stammzellen aus dem Knochenmark ist für viele schwer kranke Patienten oft die letzte Hoffnung. Der neueste Stand der Forschung auf diesem Gebiet stand im Mittelpunkt eines Symposiums, das jetzt mit 120 Experten in Hamburg stattfand.

Große Hoffnungen setzen die Spezialisten in die sogenannten mesenchymalen Stammzellen, jene Zellen im Knochenmark, die die blutbildenden Zellen ernähren und unterstützen. "Diese Zellen können wir aus dem Knochenmark entnehmen, massenhaft vermehren und dann dem Patienten verabreichen", erklärt Prof. Axel Zander, Direktor der Klinik für Stammzelltransplantation am Universitätsklinikum Eppendorf und Vorsitzender des Symposiums. Im Körper werden diese Zellen dann von Substanzen, die von einem geschädigten Organ freigesetzt werden, dorthin gelockt und helfen bei der Regeneration des Gewebes.

Mittlerweile gebe es 160 klinische Studien weltweit, die sich mit diesen Zellen beschäftigen, sagt Zander. Diskutiert werde ihr Einsatz unter anderem bei der Behandlung von Herzinfarkten, Nierenversagen, multipler Sklerose und der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn. Am UKE ist jetzt eine Studie geplant, in der untersucht werden soll, ob diese Zellen bei Nierentransplantationen bei Patienten, die älter als 65 Jahre alt sind, die Transplantationsergebnisse verbessern können. In einer Dresdner Studie wird im Tierexperiment ihre Wirkung bei degenerativen Netzhauterkrankungen wie der Makuladegeneration und Netzhautveränderung durch Diabetes geprüft. "Mit diesen Zellen können neue Therapieansätze entwickelt werden, die die Medizin in Zukunft erheblich verändern", sagt Zander.

Stammzelltherapie hilft bei bösartigen Krankheiten des Knochenmarks

Thema des Symposiums war auch der Fortschritt bei der Behandlung von bösartigen Erkrankungen des Knochenmarks. So kann eine Osteomyelofibrose, eine Vernarbung des Knochenmarks, die durch bösartige Zellen verursacht wird, mittlerweile gut behandelt werden. "Bei zwei Dritteln dieser Patienten können wir mit einer Stammzelltransplantation eine Heilung erzielen", sagt Zander. Die Vernarbung bilde sich im Verlaufe eines Jahres zurück und es entstehe wieder eine normale Blutbildung. "Das ist für eine sonst unheilbare Erkrankung ein großer Schritt nach vorn", sagt Zander. Gute Heilungsaussichten verspreche eine Stammzelltherapie auch bei Patienten, die an einem sogenannten myelodysplastischen Syndrom litten, einer Erkrankung des Knochenmarks, die in eine Leukämie ausarten kann.

Auch bei Patienten mit einem multiplen Myelom, einem Knochenkrebs, der unter anderem das Knochenmark betrifft, könne die Therapie helfen: "Möglicherweise kann bei diesen Patienten eine Stammzelltransplantation ebenso eine Heilung bewirken. Das lässt sich aber noch nicht genau sagen", sagt Axel Zander.