Erkenntnisse aus einem Sonderforschungsbereich am UKE sollen Wege zu neuen Therapien eröffnen

Hamburg. Das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) will die Erforschung von Leberentzündungen verstärken. Dort ist jetzt der Sonderforschungsbereich (SFB) "Leberentzündung: Infektion, Immunregulation und Konsequenzen" eröffnet worden. Insgesamt etwa 100 Wissenschaftler aus 14 Forschungseinrichtungen untersuchen an der Leber die Themen Schädigung, Regeneration, Entzündung und Krebsentstehung.

Der neue Sonderforschungsbereich wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit zehn Millionen Euro für vier Jahre unterstützt. Die Förderung kann bis auf zwölf Jahre verlängert werden. "Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie Krankenversorgung und klinische Forschung Hand in Hand gehen", sagte gestern Prof. Jörg Debatin, Ärztlicher Direktor des UKE.

Die Leberentzündung (Hepatitis) ist mit 500 Millionen Infizierten die häufigste Infektion weltweit, sagte Prof. Ansgar W. Lohse, Sprecher des Sonderforschungsbereichs und Direktor der I. Medizinischen Klinik am UKE. Wird die Infektion chronisch, kann daraus eine Leberzirrhose entstehen oder ein Leberkrebs. "Wenn wir die Entzündungsprozesse verstehen, können wir daraus neue Ansatzpunkte zur Behandlung von Hepatitis, Leberzirrhose und Leberkrebs ableiten", sagt Lohse. Darüber hinaus ließen sich die Erkenntnisse auch auf andere Organe und Krankheiten übertragen.

Der Sonderforschungsbereich ist in drei Teilprojekte gegliedert. Im Projekt A wollen die Wissenschaftler der Frage nachgehen, warum Infektionen der Leber nicht immer eine Immunantwort in Form einer Entzündung auslösen. "Wir kennen eine Reihe von Infektionen, zum Beispiel durch Malariaerreger, Amöben, Bakterien und Viren, bei denen die Immunantwort ausbleibt oder nur sehr gering ist", sagte Dr. Johannes Herkel, wissenschaftlicher Sekretär des Sonderforschungsbereichs. Geklärt werden soll, wie die Erreger es schaffen, die Immunabwehr auszuschalten oder ihr zu entgehen.

Im Projekt B untersuchen die Wissenschaftler, wie die Leber die Stärke der Entzündung reguliert und was sich genau bei der Autoimmunhepatitis abspielt. Diese Erkrankung entsteht dadurch, dass der Körper des Patienten Antikörper gegen das Lebergewebe bildet. Im Projekt C sollen die Mechanismen untersucht werden, die dazu führen, dass sich auf dem Boden der chronischen Entzündung ein Tumor entwickelt. "Dieses Wissen lässt sich dann einsetzen für neue, sehr zielgenaue Therapien", sagte Herkel.

In die Projekte will das UKE auch junge Wissenschaftler einbinden. "Der Nachwuchs liegt uns in dem Sonderforschungsbereich besonders am Herzen", sagte Prof. Gisa Tiegs, die das Graduiertenkolleg des SFB leitet. Darin werden zurzeit 30 Doktoranden der Medizin und der Naturwissenschaften betreut. Damit, so Tiegs, sei auch die Idee verbunden, dass die Medizindoktoranden ihre Erkenntnisse bei ihrer späteren Tätigkeit in die Kliniken tragen.