Erstmals in Hamburg haben Ärzte eine Gebärmutter durch den Bauchnabel entfernt

Hamburg. Operationstechniken, die keine äußeren Narben mehr hinterlassen, sind ein großes Thema in der Chirurgie. Jetzt haben Ärzte am evangelischen Amalie-Sieveking-Krankenhaus erstmals in Hamburg eine Gebärmutter lediglich über einen Zugang durch den Bauchnabel entfernt.

"Wir haben einen kreisförmigen, 1,5 Zentimeter langen Hautschnitt im Nabel angelegt, der später nicht mehr zu sehen ist. Den nötigen Platz für die Operation haben wir uns dann durch einen größeren Schnitt unterhalb der Haut verschafft", sagte Dr. Wolfram Czopnik, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, der zusammen mit Dr. Thomas E. Langwieler, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie den Eingriff vorgenommen hat.

Sie operierten eine 45 Jahre alte Patientin, die unter starken Blutungen litt, nach dem Verfahren des sogenannten Transumbilikalen Single Port Access. Dabei werden die speziellen Instrumente und die Kamera mittels eines sogenannten Tri-ports durch nur einen Operationsschnitt in der Tiefe des Nabels in die Bauchhöhle eingeführt. In der Mitte steht die Kamera, durch die beiden anderen Kanäle werden die Instrumente, die zum Teil gebogen sind, vorgeschoben. Um die Gebärmutter aus dem Bauchraum zu entfernen, muss sie zerkleinert werden.

Die Operation nach der neuen Methode dauerte 97 Minuten

Diese Operation stellt auch erhöhte Anforderungen an den Operateur. "Man muss deutlich geschickter sein als bei einer normalen laparaskopischen Operation, bei der die Instrumente durch drei bis vier zwei Zentimeter lange Schnitte in den Bauchraum vorgeschoben werden", erklärt der Gynäkologe. Der Zeitaufwand für die Operation sei aber ungefähr gleich.

Eine normale laparaskopische Entfernung der Gebärmutter dauere 60 bis 90 Minuten. Für den ersten Eingriff mit dem neuen Verfahren haben die Ärzte jetzt 97 Minuten gebraucht.

Diese neue Operation ist auch nicht in jedem Fall geeignet. So kann sie nicht angewendet werden, wenn bei Frauen besonders große, seitlich gelegene Myome (gutartige Wucherungen der Gebärmutterwand) operiert werden müssen oder eine sehr große Gebärmutter. "Eingesetzt werden kann das Verfahren bei Frauen, die unter starken Blutungen oder an einer Endometriose leiden, sowie für Operationen an den Eierstöcken", sagt Chopnik.

Die Wunde heilt schneller und die Infektionsgefahr ist geringer

Die neue Methode hat gegenüber herkömmlichen Verfahren kosmetische, aber auch medizinische Vorteile: Die Wunde heilt schneller, die Infektionsgefahr ist geringer, und die Patientinnen haben weniger Schmerzen. Für Chopnik ist es ein Verfahren, das das Spektrum der Behandlungsverfahren erweitert: "Diese Methode werden wir sicherlich weiter verfolgen."

Unterdessen hat die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie narbenfreie Operationen als zukunftsträchtig beurteilt. Die Operation der Gallenblase durch einen einzigen Schnitt am Bauchnabel habe sich in einer aktuellen Studie als sicher erwiesen, teilte die Gesellschaft gestern mit. Es müsse aber in einer Kosten-Nutzen-Analyse abgewogen werden, inwieweit die Single-Port-Technik im Vergleich zum herkömmlichen laparoskopischen Eingriff die höheren Kosten rechtfertigt.