Die ersten Therapieversuche bei Ratten waren bereits erfolgreich

Viren sind verheerende, extrem erfolgreiche Kämpfer. Manchmal streiten sie aber auch für eine gute Sache. Am Deutschen Krebsforschungsinstitut in Heidelberg ist es deutschen Forschern erstmals gelungen, eine vernichtende, aggressive Virenarmee in Marsch zu setzen, die mit größter Präzision ein Ziel ansteuert, es befällt und vernichtet: die bösartigen Gehirntumore von Versuchsratten, sogenannte Glioblastome.

Die Viren der Heidelberger Forscher sind vor allem bei Haustierbesitzern und Bauern gefürchtet: Parvoviren machen Hunde, Katzen und Nagetiere krank, sind für den Menschen jedoch ungefährlich. Die Viren töten aber auch Krebszellen und lassen gesundes Gewebe unversehrt. In zwei von drei Fällen war die Therapie erfolgreich, die Tumore verschwanden vollständig. Die Ergebnisse sind so gut, dass die Ärzte jetzt Versuche mit Patienten in der Universität Heidelberg vorbereiten.

In der Medizin gelten unter allen Krebswucherungen Gehirntumore als ein Sonderfall. Das Gehirn ist vom Blutkreislauf getrennt und deshalb vor Krankheitserregern geschützt, die Mediziner sprechen von einer Blut-Hirn-Schranke. Will man einen Tumor chemisch bekämpfen, so müssen die Wirkstoffe direkt in die Geschwulst gespritzt werden - oder aber es braucht Spezial-Substanzen, die die natürliche Barriere überwinden können.

Die Heidelberger spritzten die Viren ihren Versuchsratten entweder direkt in den Tumor oder in die Venen - beide Therapien waren erfolgreich. "Nach drei Tagen bildete sich der Krebs sichtbar zurück", berichten die Forscher, "bei acht der zwölf behandelten Tiere sogar vollständig." Die Nager sind inzwischen seit über einem Jahr ohne Symptome und ohne Spätfolgen der Behandlung.

Mit dem Virus hoffen die Forscher, nun endlich die ideale Keule gegen den Krebs gefunden zu haben.