Bis zu 15 Prozent der Frauen haben eine Endometriose. Jede dritte Frau mit unerfülltem Kinderwunsch leidet an der Krankheit.

Hamburg. "Nun stell dich nicht so an, Bauchschmerzen bei der Menstruation sind ganz normal" - diese Haltung gegenüber den allmonatlich wiederkehrenden Beschwerden wurde schon vielen Frauen von ihren Müttern mit auf den Weg gegeben. Doch starke Schmerzen bei der Menstruation können auch auf eine Erkrankung hindeuten, die oft unterschätzt wird, die Endometriose. "Das ist eine sehr häufige Erkrankung, zehn bis 15 Prozent aller Frauen im geschlechtsreifen Alter leiden daran", sagt Privatdozent Olaf Buchweitz. Der Gynäkologe, der seit Beginn des Jahres zum Ärzteteam der Tagesklinik Altonaer Straße gehört, will dort jetzt ein Zentrum für die Behandlung dieser Erkrankung aufbauen.

Charakterisiert ist die Endometriose dadurch, dass Inseln von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle wachsen. Vor allem auf Darm, Blase und Harnleiter, aber auch hoch bis zum Zwerchfell können sich die Herde ausbreiten und mehrere Zentimeter groß werden. Bemerkbar machen sie sich vor allem durch Schmerzen bei der Regelblutung, die oft schon vorher beginnen, positionsabhängige Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Schmerzen beim Stuhlgang, oft in Zusammenhang mit der Menstruation. "Auch bei 30 bis 40 Prozent der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch findet sich bei der Untersuchung eine Endometriose", sagt Buchweitz.

Gefährlich werden kann die Erkrankung, weil die Schleimhautinseln sich nicht nur oberflächlich ausbreiten, sondern auch in Organe hineinwachsen. So kann es z. B. zum Darmverschluss kommen. Gerade dieses Tiefenwachstum ist der Grund, warum das volle Ausmaß der Endometriose oft nicht erkannt wird. "So findet sich etwa bei einer Bauchspiegelung oberflächlich kaum ein Befund, weil der eigentliche Knoten in der Tiefe sitzt und nicht erkannt wird. Dann haben die Frauen noch jahrelang Beschwerden, ohne dass ihnen geholfen wird", sagt Buchweitz.

Wie diese Erkrankung entsteht, ist noch nicht genau geklärt. Es gibt dazu zwei Theorien: Das eine ist die retrograde Menstruation, das heißt, die Frauen menstruieren nicht nur nach außen, sondern auch über die Eileiter in die Bauchhöhle. Bei 15 Prozent der Frauen wird diese Blutung nicht resorbiert, sondern die Zellen der Gebärmutterschleimhaut wachsen an. Die andere Entstehungstheorie geht davon aus, dass die Schleimhautinseln unabhängig von der Gebärmutter aus Zellen entstehen, die sich noch nicht in eine bestimmte Richtung entwickelt haben. Denn es gibt Frauen, die keine Gebärmutter, aber trotzdem eine Endometriose haben.

Um die Erkrankung festzustellen, sind meist eine gynäkologische Untersuchung und ein Ultraschall nötig. In Zweifelsfällen bringt eine Bauchspiegelung Klarheit, wobei auf typische Zeichen für tief eingewachsene Herde geachtet werden muss. "Wenn möglich, werden dabei auch die Endometrioseherde aus der Bauchhöhle entfernt", sagt Buchweitz, der sich auf die Therapie dieser Erkrankung spezialisiert hat. Das Zentrum, das er jetzt in Hamburg aufbauen will, soll ähnlich aussehen wie das, das er an seiner vorherigen Arbeitsstätte, der Uniklinik Münster, etabliert hat. Als Kooperationspartner gewonnen hat er bereits die Asklepios-Klinik Altona: "Damit haben wir die Möglichkeit, über den ambulanten Bereich hinaus auch mit Chirurgen, Urologen zusammenzuarbeiten und Frauen stationär zu behandeln." Das wäre z. B. der Fall, wenn Buchweitz bei einer Patientin eine Darmendometriose feststellt.

Doch die Operation allein reicht nicht immer aus. "Das Risiko, dass die Endometriose erneut auftritt, liegt in einem Zeitraum von sieben Jahren bei 30 Prozent. Es ist eine chronische Erkrankung", sagt Buchweitz. Um solche Rückfälle zu verhindern, wird oft noch eine hormonelle Therapie angeschlossen. Auch die Ernährung kann einen Einfluss haben: So führt rotes Fleisch von Rind und Schwein eher zu Beschwerden als Geflügelfleisch. Weitere Möglichkeiten sind die Traditionelle Chinesische Medizin und die Osteopathie. "Zu den begleitenden Therapien können wir als Zentrum Verbindungen herstellen und ein Netzwerk aufbauen, in dem neben Frauenärzten und anderen Operateuren Psychologen, Schmerz- und Paartherapeuten mitarbeiten", sagt Buchweitz.

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