Mithilfe der Gelenkspiegelung lassen sich beginnende Arthrosen und bestimmte Knochenveränderungen behandeln

Chirurgen können damit Gelenke von innen genau betrachten und mit winzigen Instrumenten Schäden beheben - die Spiegelung der Gelenke, die sogenannte Arthroskopie, hat die schonende Behandlung vieler Gelenkprobleme ermöglicht. Und immer wieder werden damit neue Therapiemethoden erschlossen. Jetzt gibt es auch die Möglichkeit, eine Arthrose der Hüftgelenke im Frühstadium mithilfe einer Arthroskopie zu behandeln. "Gemeint sind diejenigen, die schon Beschwerden haben, aber noch keine ausgeprägte Arthrose, oder Patienten, die für eine Endoprothese noch zu jung sind. Dann kann ich den Knorpel glätten, Gelenkschleimhaut entfernen, die sich bei der Arthrose entzündet, sowie kleine Knorpelteile beseitigen, die wie Sand im Getriebe den Gelenkknorpel abschleifen, und freie Gelenkkörper entfernen", sagt Dr. Oliver Dierk, leitender Arzt der Sportorthopädie am Albertinen-Krankenhaus, der bisher zehn Arthrosepatienten mit dieser Methode operiert hat.

Das Verfahren ist aber noch so neu, dass bislang noch nicht genau klar ist, bei wem die Arthroskopie noch sinnvoll ist, oder wer eher von einer Endoprothese profitiert. "Dafür werden jetzt von der Fachgesellschaft für Orthopädie Kriterien erarbeitet", erklärt Dierk. Zum Beispiel kristallisiert sich heraus, dass eine Arthroskopie dann nicht mehr sinnvoll ist, wenn der Gelenkspalt auf dem Röntgenbild, das vom stehenden Patienten aufgenommen wird, kleiner ist als zwei Millimeter.

Bewährt hat sich die Methode bereits bei Funktionsstörungen des Hüftgelenks, die Mediziner als Impingement bezeichnen. "Schon seit 20 Jahren wird man immer wieder aufmerksam auf typische Röntgenbildveränderungen bei Menschen mit Hüftschmerzen. Diese Knochenvorwölbungen bei den meist jungen Patienten konnten wir uns aber nicht erklären", sagt Dierk. Dank der technischen Fortschritte in der Diagnostik stellte sich dann heraus, dass diese Knochennasen oft die Reaktion auf ein Problem sind und gar nicht die eigentliche Ursache. Es handelt sich um eine mechanische Störung, dadurch verursacht, dass zum Beispiel der Hüftkopf bei Bewegung immer wieder an die Gelenkpfanne anstößt. Die Hüfte kommt bei gewissen Bewegungsausmaßen in ihre individuelle Endstellung und schlägt dann oben an der Pfanne an. "Dadurch entstehen diese Knochennasen und werden größer, und dort, wo sie anstoßen, entsteht ein Schaden an der knorpeligen Gelenklippe der Pfanne, die den Hüftkopf umschließt. Dieser Einriss des Knorpels verursacht die Schmerzen", sagt der Orthopäde.

Anlagebedingte Veränderungen in der Hüfte können dieses Anschlagen provozieren: Es gibt Menschen, die haben solche Veränderungen an der Gelenkpfanne, und andere, die anlagebedingt oder in der Kindheit eine Hüftkrankheit gehabt haben, die die kugelrunde Form des Hüftkopfes verhindert hat. Auch wer extrem viel Sport treibt und sein Hüftgelenk oft in die Endstellung bringt, kann dieses Anschlagen provozieren. Typische Beschwerden bei dieser Funktionsstörung des Gelenks sind Schmerzen in der Leiste und in den Muskeln an der Innenseite des Oberschenkels, die gerade bei Sportlern häufig als Zerrungen fehlgedeutet werden. So sind auch auffallend häufig junge Männer betroffen, die Fußball spielen.

Einen Hinweis auf solche Veränderungen liefert ein einfacher Test: Dafür muss man das Bein soweit beugen wie möglich, dann nach innen auf den anderen Oberschenkel legen und den Fuß nach innen drehen. "Damit bringt man den vorderen äußeren Teil des Hüftkopfes nahe an die Pfanne heran, und wenn er in dieser Stellung oben anschlägt, ist ein Schmerz zu spüren", erklärt Dierk. Endgültige Klarheit bringt dann ein Röntgenbild, auf dem die Knochenveränderungen zu sehen sind, und ein Magnetresonanztomogramm, auf dem der Schaden an der Gelenklippe der Pfanne zu erkennen ist.

Bis vor wenigen Jahren hat man sie noch in einer offenen Operation abgetragen, bei der die OP-Schnitte so groß waren wie beim Einsetzen einer Hüftendoprothese. Jetzt bietet die Hüftarthroskopie eine schonende Alternative. Durch einen seitlichen Hautschnitt wird eine Kamera ins Gelenk eingeführt, durch einen zweiten Schnitt von vorn kommen die Instrumente. "Dann reicht es möglicherweise, den Knorpel zu glätten und das eingerissene Stück zu entfernen. Dann prüfe ich während der Operation, ob der Hüftkopf bei Bewegung immer noch oben anschlägt. Ist das der Fall, wird auch die Vorwölbung am Knochen abgetragen", sagt der Orthopäde. Die OP dauert eine Stunde, die Patienten können am Tag danach aufstehen und werden nach zwei Tagen entlassen. In einem Jahr hat Dierk zehn Patienten auf diese Weise operiert.