Schadstoffpartikel aus Laserdruckern stehen im Verdacht, krank zu machen. Überführt sind sie jedoch nicht, und die Fachwelt ist ihretwegen zerstritten

Sie rattern millionenfach in Büroräumen und privaten Wohnungen, stoßen mit jedem Ausdruck Feinstäube aus. Laserdrucker stehen seit einigen Jahren in Verdacht, dass sie zumindest empfindliche Personen krank machen. Erst kürzlich warnten Freiburger Umweltmediziner davor, dass "nachteilige Folgen für die Gesundheit des Menschen nicht ausgeschlossen werden können" und empfahlen, "Laserdrucker und Fotokopierer aus den Arbeits- oder Büroräumen möglichst zu entfernen".

Doch die Fachwelt ist zerstritten. Während einige Umwelttoxikologen und Betroffene vor einer Krebsgefahr warnen, sehen Arbeitsmediziner und Druckerhersteller nach dem heutigen Kenntnisstand keine Risiken. Das Hamburger Abendblatt befragte den Arbeitsmediziner Dr. Jens Petersen von der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) und Achim Stelting von der Hamburger Stiftung Nano-Control, die Druckerstaubgeschädigte vertritt.

Betroffene leiden unter chronisch entzündeten Atemwegen

"Emissionen aus Laserdruckern sind höchst komplexe und unterschiedliche Mischungen von Schadstoffen und groben bis ultrafeinen Partikeln. Man findet gefährliche flüchtige organische Verbindungen, Ozon, Substanzen, die das Hormon- und Immunsystem beeinflussen, zudem Schwermetalle und Flammschutzmittel", sagt Achim Stelting, Vorsitzender der Hamburger Stiftung Nano-Control. Die häufigsten Krankheitsbilder seien chronisch entzündete Atemwege, die sich zunächst wie eine Erkältung äußern, die kaum abklingt. Die Symptome: Niesen, Dauerschnupfen, Halsschmerzen und Lymphknotenschwellungen, Abgeschlagenheit, vor allem aber Husten und schließlich Atemnot. Doch es könnten, so Stelting, auch Entzündungen der Haut, der Augen und anderer Organe auftreten.

Diese hohe Anzahl von Beschwerden unterschiedlicher Organe mache es schwer, eine Ursache zu finden, erläutert Jens Petersen: "In der Arbeitsmedizin ist meist nur ein bestimmtes Organ durch den jeweiligen Schadstoff geschädigt." Für die VBG sagt er: "Wir richten uns nach dem geltenden wissenschaftlichen Stand, nachdem kein Schädigungspotenzial von den Stäuben belegt ist. Studien, die das Gegenteil behaupten, sind nicht oder nur in Teilen veröffentlicht und damit nicht einer wissenschaftlichen Diskussion zugänglich gemacht worden."

Vor zwei Jahren versuchte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) mit einer großen "Toner-Studie", Licht ins Dunkel zu bringen. Fazit der Experten: "Das BfR schließt gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Emissionen aus Büromaschinen nicht aus", hieß es damals in der Pressemeldung. Allerdings seien schwerwiegende Gesundheitsschäden "nach den bislang vorliegenden ärztlichen Daten" nicht beobachtet worden.

Probleme durch Druckerstaub gelten nicht als Berufskrankheit

Achim Stelting, nach eigenen Aussagen selbst durch Druckerstäube erkrankt, lässt dies nicht gelten: "Uns liegen 2300 schriftlich gemeldete Verdachtsfälle vor, darunter 200 von Polizisten, Staatsanwälten, Richtern und Wissenschaftlern. In rund 200 Fällen gibt es fachärztliche Beweise. Erstmals wurde 1995 eine Berufskrankheit durch Druckerstäube anerkannt und zuletzt im September 2009 durch das Sozialgericht Fulda." Das Fuldaer Urteil sei noch nicht rechtskräftig, kontert Petersen. Was eine Berufskrankheit ist, wird vom Gesetzgeber in einer Liste festgelegt. "Diese Liste wird aktualisiert, wenn neue medizinische Erkenntnisse über Berufskrankheiten vorliegen", so der Arbeitsmediziner. "Erkrankungen durch Druckerstaub werden darin jedoch nicht aufgeführt, da auch in Einzelfällen kein hinreichender Zusammenhang belegt ist."

Das BfR empfiehlt weitere Untersuchungen, vor allem zur "physikalischen und chemischen Identität der gemessenen Partikel". Erst wenn bekannt sei, was genau von den Geräten herausgepustet wird, könne über Folgestudien nachgedacht werden, die die Belastungssituation in den Büros und die gesundheitliche Wirkungen der Stäube untersuchen, so die Berliner Risikoermittler.

Stelting kommentiert das wie folgt: "Die Bundesregierung verweigert die Erforschung der Wirkung und hält es in Absprache mit der Druckerindustrie für ausreichend, dass diese nur an den Partikeln forschen lässt. Das ist ein gefährliches Zeitspiel zulasten unserer Gesundheit."

In einem Punkt sind sich Stelting und Petersen einig: Wer Bedenken hat, sollte den Drucker nicht direkt am Arbeitsplatz aufstellen. Petersen: "Das gehört zu den Regeln für gute Büroarbeit. Denn die Geräte machen Geräusche, ältere Exemplare geben auch Wärme ab. Das stört die Konzentration auf die Arbeit." Und schließlich sorge der Gang zum Drucker zumindest für ein bisschen Bewegung. Die VBG empfiehlt auch seit langer Zeit, dass nur geschultes Personal leere Tonerkartuschen austauschen sollte.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte seinen Laserdrucker durch ein Tintenstrahlgerät ersetzen, rät Stelting. "Laserdrucker sollten nur separat mit Abluft ins Freie betrieben werden, aber auf keinen Fall im Umfeld von Kindern, Schwangeren, Allergikern und Asthmatikern." Einige emissionsärmere Exemplare dürfen sich mit dem Umweltzeichen Blauer Engel schmücken. Allerdings variiert der Staubausstoß stark mit der Menge, die ausgedruckt wird, dem Wartungszustand und weiteren Faktoren.

Feinstaubfilter wirken nicht bei jedem Drucker

Während die Diskussion vor wenigen Jahren noch um die "Tonerstäube" kreiste und "Tonergeschädigte" ins Feld geführt wurden, steht heute fest, dass viele weitere Substanzen Staub aufwirbeln, etwa die Beschichtung der Farbtrommel oder Papierteilchen. "Geräte, bei denen die Tonerkartusche entfernt wurde, emittieren genauso viele Partikel wie mit Kartusche", sagt Petersen. Deshalb gehe es inzwischen allgemein um Feinstäube, und da gebe es viel stärkere Quellen als Laserdrucker. Petersen: "Im Vergleich zur Zigarette oder zu Teppichböden sind die Drucker eher zu vernachlässigen."

Inzwischen bieten einige Hersteller Partikelfilter an, die in den Luftauslass des Druckers montiert werden. Das Umweltbundesamt (Uba) prüfte vier Filtertypen an verschiedenen Geräten. Einer zeigte kaum eine Wirkung, zwei weitere filterten vor allem die größeren Partikel weg.

Nur ein Produkt auf Aktivkohlebasis fing auch die kleinsten (Nano-)Teilchen effektiv ab. Zudem seien viele Laserdrucker nicht für die Nachrüstung mit Filtern geeignet, so das Uba. Es fordert die Hersteller auf, selbst Technik anzubieten, die die Partikelemission begrenzt.