Im Jahr 2008 erkrankten weltweit Mit 5,4 Millionen. Mit etwa zwei Millionen Toten pro Jahr ist die Situation dramatisch,

Hamburg. Tuberkulose bleibt neben Malaria und Aids einer der drei großen Killer der Menschheit. Mit 5,4 Millionen Neuerkrankungen 2008 und zwei Millionen Toten pro Jahr sei die Situation dramatisch, sagte Robert Loddenkemper vom deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose. Besonders betroffen seien neben Südafrika und Asien die Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Trotz rückläufiger Zahlen in Deutschland (4500 Fälle 2008) schätzt das Robert-Koch-Institut Tuberkulose auch hier als Gesundheitsproblem ein.

Heute ist Welttuberkulosetag. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird für die Bekämpfung dringend mehr Geld benötigt. Allein in diesem Jahr fehlten umgerechnet fast 1,8 Milliarden Euro für Behandlung und Forschung.

Noch in den 1970er-Jahren gingen Forscher davon aus, dass sich die Tuberkulose weltweit besiegen lasse - mit Medikamenten und Impfungen. Doch die heilbare Infektion suchte sich neue Wege. Ihre Bakterienstämme veränderten sich. Die gängigen Medikamente aus den 60er-Jahren schlagen deshalb heute häufig nicht an. Das macht die Behandlungen aufwendig und teuer. Doch nicht überall auf der Welt werden Patienten auf Resistenzen getestet. Mit einem Husten können sie gesunde Menschen anstecken. Forscher gehen davon aus, dass heute weltweit jeder dritte Mensch Tuberkulose-Erreger in sich trägt.

"Bakterien kennen keine Grenzen", warnte Sabine Rüsch-Gerdes, Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Mykobakterien in Borstel bei Hamburg. Durch Migration werde die Krankheit inzwischen wieder in die Industrieländer getragen. In Deutschland habe es schon Ansteckungen bei Kindern gegeben, die von Au-pair-Mädchen betreut wurden. Viele Hausärzte würden die Infektion nicht mehr sofort erkennen, weil sie so selten sei. All das mache die Ausbreitung leichter.

Deutschland ist aber kein TB-Problem-Land, wie die Staaten im südlichen Afrika, die Philippinen, Indonesien, Indien, die Russische Föderation und China. Hier erkranken zwischen 100 und 900 von 100 000 Menschen an Tuberkulose, bis zu 200 sterben. Mit viel Geld wird versucht, diesen Ländern beim Aufbau moderner Diagnose- und Therapiezentren zu helfen. Doch die Hemmnisse sind groß. Laborärzte in Kasachstan verdienten zum Beispiel viel zu wenig Geld, um zu bleiben, sagte Rüsch-Gerdes. In Osteuropa wirke noch die falsche Propaganda der Sowjetunion nach, es gebe keine Tuberkulose im Land.

Als zweites unerwartetes Problem bei der Tuberkulose-Bekämpfung kam der Aids-Erreger hinzu. Bei Patienten mit einem stark geschwächten Immunsystem hat die Tuberkulose oft ein leichtes Spiel, besonders in Afrika. Inzwischen wissen Forscher, dass die herkömmliche Impfung gegen Tuberkulose keinen Schutz garantiert. Sie wirkt vor allem bei Kindern, weniger bei Erwachsenen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht dennoch davon aus, dass Tuberkulose 2050 ausgerottet ist.