Vielen Hausärzten gelingt es offenbar nicht, bei ihren Patienten den Blutfettwert auf das empfohlene Niveau zu senken.

Ein schlechtes Zeugnis stellt eine Lübecker Studie deutschen Hausärzten aus. Vielen von ihnen gelingt es offenbar nicht, bei ihren Patienten den Blutfettwert auf das empfohlene Niveau zu senken. Immerhin die Hälfte aller Herzpatienten erfährt danach eine inadäquate Behandlung, das heißt, ihr Blutfettspiegel ist zu hoch eingestellt. Das Ergebnis sind zwischen 50 und 80 zusätzliche Herzinfarkte, Schlaganfälle und Herztode pro 1000 Einwohner innerhalb von zehn Jahren - Fälle, die vermeidbar wären, wenn die Patienten konsequenter behandelt würden. In der Studie, die das "European Heart Journal" heute online veröffentlicht, haben Heribert Schunkert und seine Kollegen an der Universitätsklinik Schleswig-Holstein in Lübeck 907 deutsche Ärzte und 25 250 Patienten unter die Lupe genommen. Dabei ging es um das "schlechte Cholesterin" LDL (Low Density Lipoprotein) und die Frage, welchen LDL-Wert die Ärzte bei ihren Patienten je nach Krankheitsgeschichte für richtig halten. Das Ergebnis war enttäuschend.

Nur 55 Prozent aller männlichen Patienten waren auf korrekte LDL-Werte eingestellt, bei den Frauen waren es nur 49 Prozent. Hohe Cholesterinwerte begünstigen die "Verkalkung" der Gefäße und damit das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Die erwachsene Bevölkerung Deutschlands lebt mit durchschnittlich 140 Milligramm Cholesterin in 100 Millilitern Blut. Für Patienten mit Herzproblemen ist das bereits zu viel. Denn je höher das Herzrisiko, desto niedriger sollte die Cholesterinkonzentration sein. Ist bereits ein Infarkt eingetreten, hat der Patient schon einen Bypass oder einen Stent in einer Herzkranzarterie, sollte die Konzentration unter 100 Milligramm Cholesterin pro 100 Milliliter liegen. Das Mittel der Wahl zur Cholesterinsenkung sind sogenannte Statine.

Jeder Mediziner hat Zugriff auf die medizinischen Leitlinien, in denen je nach Krankengeschichte Zielwerte für die Cholesterinsenkung empfohlen werden. Schunkert zieht den Schluss, dass diese Leitlinien offenbar zu kompliziert sind und plädiert unter anderem dafür, sie einfacher zu gestalten.