Die Transplantation von Knochenmark ist eine bewährte Therapie bei Leukämie. Die Behandlung mit den lebensrettenden Zellen aus der Blutfabrik unseres Körpers weitet sich aus und geht neue Wege. So werde in Studien untersucht, wie spezielle Stammzellen zur Regeneration der Niere bei akutem Nierenversagen nützen können, erklärt Prof. Axel Zander, Leiter der Abteilung für Knochenmarktransplantation (KMT) am Uniklinikum Eppendorf (UKE). Diese Zellen könnten womöglich auch bei Erkrankungen der Netzhaut wie der Makuladegeneration oder Netzhautveränderungen infolge eines Diabetes helfen.

Die UKE-Abteilung, die vor 20 Jahren eröffnet wurde, gehört zu den europaweit größten Zentren für die Behandlung von Leukämien und weiteren seltenen Erkrankungen des Knochenmarks. Waren es früher vor allem Leukämiepatienten, die eine Transplantation erhielten, wird mittlerweile die Hälfte der Patienten der KMT wegen anderer Erkrankungen behandelt.

Dazu gehört eine Erkrankung, bei der sich das Knochenmark in Narbengewebe umwandelt, sodass dort keine Blutzellen mehr produziert werden können (Osteomyelofibrose). "Diese Erkrankung kann durch die Stammzelltherapie geheilt werden", sagt Zander. Ebenso erfolgreich behandeln könne man das myelodysplastische Syndrom, eine Vorstufe der Leukämie, die vor allem bei Älteren auftritt.

Während die Behandlung dieser beiden Erkrankungen zum medizinischen Alltag gehört, werden dort in Studien neue Therapien mit speziellen Zellgruppen getestet. So hat sich gezeigt, dass bei der Osteomyelofibrose eine frühzeitige Transfusion von bestimmten weißen Blutkörperchen die Erkrankung verschwinden lässt, wenn sie wenige Monate nach einer Stammzelltransplantation erneut auftritt. "Diese Studien sind Teil einer neuen Ära", sagt Zander.

Vielversprechend sind auch die Forschungen mit Stammzellen, die die blutbildenden Zellen ernähren. Sie lassen sich aus dem Knochenmark entnehmen und vervielfältigen. "Sie können Entzündungen bekämpfen und das Immunsystem unterdrücken", erklärt Zander. Mit diesen Fähigkeiten bieten sie viele Anwendungsmöglichkeiten. So werden sie in Studien nicht nur bei Nierenversagen und Netzhautveränderungen eingesetzt, sondern auch bei einer gefürchteten Komplikation der Knochenmarktransplantation, der Spender-gegen-Wirt-Reaktion. "Dabei erkennt das Immunsystem des Spenders Eiweißstoffe des Knochenmarkempfängers als fremd. Das hat zur Folge, dass sich bestimmte Immunzellen, die T-Zellen, rasant vermehren und den Körper des Empfängers, insbesondere Haut, Darm und Leber angreifen. Das zeigt sich in Hautrötungen, Durchfall und Gelbsucht", erklärt Zander. Diese Nebenwirkung tritt bei etwa der Hälfte der Patienten auf, die eine Knochenmarktransplantation erhalten, und wird mit Cortison und Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, behandelt.

Jetzt haben Forscher Hinweise gefunden, dass bestimmte T-Zelltypen den Angriff der aggressiven T-Zellen unterbinden können. Zander: "Diese regulatorischen T-Zellen lassen sich im Labor herstellen und können therapeutisch eingesetzt werden. Eine Studie dazu ist geplant."

Geforscht wird des Weiteren an natürlichen Killerzellen, die eingesetzt werden, um Tumoren zu bekämpfen. Fortschritte gibt es auch in der Gentherapie. Zander: "Mit Stammzellen, in die wir ein Gen eingepflanzt haben, konnten wir den ersten HIV-Patienten mit einem Lymphom behandeln."