Ein neuer Impfstoff gegen den Magenkeim Helicobacter pylori ist das Ziel von Magdeburger Forschern. Denn mittlerweile ist nachgewiesen, dass eine Infektion mit diesem Bakterium Krebs verursachen kann. Nicht sofort, aber nach Jahrzehnten der Infektion lässt er bisweilen einen Tumor im Magen oder im Lymphsystem wuchern. Beides endet fast immer tödlich. Einer Million Menschen wird jedes Jahr die Diagnose des Magenkarzinoms gestellt. In 80 bis 90 Prozent der Fälle steht dahinter das spiralförmige Bakterium Helicobacter pylori. Der eindeutige Zusammenhang zwischen der Infektion und dem Tumorleiden wurde von internationalen Experten erst kürzlich bestätigt.

Bisher wurde noch kein effizienter Impfstoff gefunden. Jetzt hat der Gastroenterologe Peter Malfertheiner von der Universität Magdeburg einen neuen Anlauf mit Novartis Behring in Marburg genommen. Mit dem Impfstoff sollen jetzt Antikörper gegen drei unterschiedliche Proteine auf der Bakterie aufgebaut werden.

Mit einem solch massiven Aufgebot ist bislang noch niemand angetreten. Eine erste klinische Studie lässt hoffen. 57 Freiwillige ließen sich die neue Substanz zweimal spritzen. 86 Prozent entwickelten gegen alle drei Proteine Antikörper, jeder aber gegen mindestens eins, wie in der Fachzeitschrift "Gastroenterology" nachzulesen ist. "Wir haben eine sehr starke Immunantwort gesehen", bringt es Malfertheiner auf den Punkt. "Jetzt kommt der Machbarkeitsbeweis, indem wir zeigen müssen, dass die Infektion mit der Impfung vermieden werden kann oder abgeschwächt wird." Eine klinische Studie läuft zurzeit. Bei einem Erfolg würde sich eine Feldstudie in einem Entwicklungsland anschließen, in dem unter normalen Umständen 90 Prozent der Kinder mit Helicobacter pylori infiziert werden, sagt Malfertheiner. Die Kinder würden gleich nach der Geburt geimpft und dann beobachtet, ob sie vor der Infektion gefeit wären.

Erschwert werden könnten die Bemühungen dadurch, dass das Bakterium sehr wandlungsfähig ist. "In 50 Jahren wechselt es die Hälfte seines Genoms aus. So etwas kennen wir sonst nur von Viren", verdeutlicht Sebastian Suerbaum, Mikrobiologe an der Medizinischen Hochschule Hannover. Das Immunsystem konnte deshalb dem bakteriellen Chamäleon wahrscheinlich nie Einhalt gebieten. Es hat sich schon mit dem Entstehen des modernen Menschen in seinem Verdauungstrakt eingerichtet. Jedes Individuum beherbergt sogar einen eigenen Mikrobenstamm mit spezifischem genetischen Fingerabdruck.