Deutsche Verbraucher greifen einer Studie zufolge besonders oft zu möglicherweise gefälschten Medikamenten. Mit 38 Prozent habe in Deutschland ein deutlich höherer Anteil der Bevölkerung Medikamente dubioser Herkunft gekauft als im europäischen Durchschnitt (21 Prozent), ergab eine in London veröffentlichte Studie im Auftrag des Pharmakonzerns Pfizer. Demnach werden in Europa jährlich 10,5 Milliarden Euro mit gefälschten Medikamenten umgesetzt. In Deutschland wurden schätzungsweise 2,7 Milliarden Euro im Jahr für illegale Nachahmerprodukte ausgegeben. Die mit 3,6 Milliarden Euro höchste Summe investierten die Italiener. Auf den Plätzen drei und vier folgten Verbraucher in Spanien (1,5 Mrd. Euro) und Frankreich (1,2 Mrd. Euro).

Für die Untersuchung befragte das Institut Nunwood 14 000 Menschen in 14 Ländern. Den größten Anteil an den verkauften Medikamentenfälschungen hatten mit 45 Prozent Diät-Pillen, gefolgt von Grippemedikamenten (35 Prozent) und Mitteln gegen Erektionsstörungen (25 Prozent).

Mehr als drei Viertel gaben an, Einkaufen im Internet sei bequemer als im Laden, 58 Prozent sagten, sie hielten Angebote im Netz für günstiger. Medikamente per Versand kaufen demnach 39 Prozent, weil sie Geld sparen wollen, und 35 Prozent, weil sie keine Lust haben, extra einen Arzt aufzusuchen. Ein Drittel gab an, rezeptpflichtige Arzneien ohne Vorlage eines Rezepts im Internet aus Gründen der Zeitersparnis zu kaufen.

Im Dezember hatte der damalige deutsche EU-Industriekommissar Günter Verheugen erklärt, in der EU seien innerhalb von nur zwei Monaten 34 Millionen gefälschte Pillen beschlagnahmt worden. Diese Zahl überstieg demnach die schlimmsten Befürchtungen in Brüssel. Nach Angaben aus der Pharmabranche sind 50 bis 90 Prozent der im Internet gekauften Medikamente gefälscht. Manchmal enthielten sie Substanzen wie Rattengift oder Borsäure.