Fahrtüchtigkeit, Schmerzen, Ernährung und Suizidgefahr sind Themen des Symposiums “Aktuelle Konzepte der Altersmedizin“.

Hamburg. Ab wann darf ein Demenzkranker nicht mehr Auto fahren? Und wie bringt man es Patienten bei, dass sie nicht mehr am Steuer sitzen dürfen? Fahrtüchtigkeit bei Demenz ist eines der zentralen Themen des diesjährigen Symposiums "Aktuelle Konzepte der Altersmedizin" (Freitag, 12. Februar in Norderstedt). "Die Frage der Fahrtüchtigkeit ist besonders zu Beginn der Demenz ein Problem, wenn die Betroffenen der Meinung sind, sie könnten noch alles, aber objektiv betrachtet, doch schon ein höheres Unfallrisiko haben", sagt Dr. Claus Wächtler, Chefarzt der Abteilung für Gerontopsychiatrie an der Asklepios-Klinik Nord Ochsenzoll. Zusammen mit Dr. Peter Flesch, dem Chef der medizinischen Geriatrie der Klinik, hat er die Tagung organisiert. Auf dem Programm steht auch ein öffentlicher Vortrag (s. u.) zur Fahrtüchtigkeit bei Demenz.

"Spätestens, wenn die Demenz ein mittelschweres Stadium erreicht hat, ist die Fahrtüchtigkeit endgültig verloren", sagt Wächtler. Um den Patienten davon zu überzeugen, ist oft ein Gespräch mit Arzt und Angehörigen erforderlich, in dem der Demenzkranke auf die Gefahren hingewiesen wird. "Ziel ist es, ihn dazu zu bewegen, seinen Führerschein zurückzugeben", sagt Wächtler.

Lässt sich der Patient durch Gespräche nicht davon überzeugen, "müssen wir die ärztliche Schweigepflicht gegen die öffentliche Sicherheit abwägen und unter Umständen die Führerscheinstelle informieren", so der Psychiater. Aber bevor es zu solch drastischen Maßnahmen kommt, sollten Angehörige erst mal mit einfachen Tricks versuchen, Zeit zu überbrücken, etwa mit dem Hinweis, dass das Auto in die Werkstatt muss, um den Patienten dazu zu bewegen, das Taxi zu benutzen. Und wenn alles nichts nützt, den Fahrzeugschlüssel an sich zu nehmen. "Auf das Auto zu verzichten ist für diejenigen, die auf dem Lande leben, härter als für Stadtbewohner - und fällt Männern schwerer als Frauen", sagt Wächtler.

Auch andere Aspekte der Demenz werden auf dem Kongress diskutiert, so das Thema, wie Schmerzen zu erkennen sind. "Demente vergessen den Schmerz in dem Moment, in dem sie ihn nicht mehr spüren, auch wenn eine chronische Krankheit dahintersteht. Zudem können sie den Schmerz häufig keinem Ursprungsort zuordnen. Deswegen müssen wir bei allen Verhaltensauffälligkeiten Schmerzen als Ursache abklären", so Flesch.

Auch bei der Ernährung gibt es oft Defizite: "Eine fortgeschrittene Demenz geht mit einer ausgeprägten Auszehrung einher. Das liegt daran, dass bereits im Anfangsstadium der Krankheit Geschmack, Durst und Appetit verloren gehen", sagt Flesch. Später erschweren zunehmende motorische Störungen und beginnende Schluckstörungen die Nahrungsaufnahme. "Bei ausgeprägter Demenz haben die Patienten große Schluckstörungen, können deshalb kaum noch etwas zu sich nehmen und müssen, je nach Krankheitsbild und den individuellen Umständen, künstlich ernährt werden", sagt der Geriater.

Ein weiteres Thema des Symposiums ist die erhöhte Suizidgefahr im Alter. "Viele ältere Menschen nehmen sich das Leben, und die Hauptursachen, wie zum Beispiel eine Depression, werden häufig nicht erkannt. Wir wollen zusammenfassen, was es weltweit an Prävention gibt, was davon kostengünstig umzusetzen und für Hamburg praktikabel ist", sagt Wächtler. Zusammen mit Kollegen und anderen Einrichtungen will er jetzt in Hamburg ein Projekt ins Leben rufen, um ältere Menschen vor dieser tödlichen Verzweiflung zu bewahren.

Vortrag (kostenlos), "Fahrtüchtigkeit bei Demenz", Fr., 12.2., 18 Uhr, Rathaus, Rathausallee 50, 22846 Norderstedt