Forscher haben das Erbgut eines uralten Moosfarns entschlüsselt und mit anderen Pflanzen verglichen

Bochum. Der Moosfarn Selaginella moellendorffii zählt zu den ältesten Gefäßpflanzen der Erde: Er existiert schon seit mindestens 340 Millionen Jahren - und hat sich Studien zufolge in dieser Zeit kaum verändert.

Nun hat ein internationales Team aus etwa 100 Forschern das Erbgut der Pflanze entschlüsselt und mit dem Erbgut anderer Pflanzen verglichen. Darüber berichten die Forscher im Fachmagazin "Science". Sie erhoffen sich neue Erkenntnisse über die Vergangenheit und Evolution von Pflanzen. An den Arbeiten waren auch Wissenschaftler der Bochumer Ruhr-Universität beteiligt. Unter der Leitung von Jo Ann Banks von der amerikanischen Purdue University bestimmten die Forscher bei ihrer Analyse eine Reihe von Genen, die spezifisch für Gefäßpflanzen sind, aber auch Gene, die Selaginella im Vergleich zu anderen Pflanzen fehlen, nämlich solche, die in anderen Pflanzen die Blütenentwicklung, den Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenstadium und weitere Funktionen kontrollieren. Wie der Moosfarn ähnliche Funktionen steuert, ist bislang nicht klar.

Ein Vergleich zwischen Selaginella und der Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana), die in der Forschung als Modellorganismus für Blütenpflanzen dient, habe weitere spannende Unterschiede ergeben, so die Forscher. Sie untersuchten Gene, die für die Herstellung bestimmter Stoffwechselprodukte verantwortlich sind, die den Pflanzen zum Beispiel ihren Duft verleihen oder ihre Abwehrmechanismen steuern. Aus solchen Stoffwechselprodukten, sogenannten sekundären Metaboliten, werden viele Medikamente gewonnen.

Da sich die Gene in Selaginella und Arabidopsis unabhängig voneinander entwickelt hätten, seien höchstwahrscheinlich auch die sekundären Metaboliten sehr verschieden, so die Forscher. Deshalb könnte der uralte Moosfarn "eine neue umfangreiche Quelle für Medikamente sein".