Unter dem Titel „Nachts im Museum“ kennt man eine erfolgreiche Hollywoodkomödie. Nachtaktive Besucher gibt es auch in Hamburg. Aktuell sind es die 18 Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 15 und 18 Jahren der zehnten Klasse der Stadtteilschule Wilhelmsburg. Auf Initiative des museumspädagogischen Teams nehmen sie an einer abendlichen Taschenlampen-Führung im Internationalen Maritimen Museum Hamburg teil. Klassenlehrerin Kathrin Wittmaack bestätigt, dass die Schülerinnen und Schüler bei dem Thema Meeresforschung – ein Schwerpunkt der Schule – hellwach und wissbegierig seien. Museumspädagogin Sonja Schäfer führt die Gruppe zum großen Modell der „Queen Mary 2“ im ersten Stock, von zwei Bastlern in sechs Monaten aus 780.000 Legosteinen erbaut. Staunend stehen sie nun mit ihren Taschenlampen davor. „Die liegt gerade auf dem Trockendock“, sagt ein Mädchen.

Auf Deck neun bewundern die Jugendlichen im Licht der Lampen das erste Modellschiff der Sammlung von Museumsgründer Peter Tamm. Im Alter von sechs Jahren bekam es der heute 86-Jährige geschenkt, und sogleich war seine Sammelleidenschaft für Marinegeschichte und Schiffsmodelle entfacht. „Und wo ist die ,Titanic‘?“, fragt Sonja Schäfer. Im Strahl der Taschenlampen beginnt vor den an Wänden aufgereihten Miniaturschiffen hektisches Suchen. „Hier“, ruft ein Mädchen. „Woran erkennt man das?“, fragt Sonja Schäfer. „Am Eisberg“, tönt es aus vielen Kehlen.

Später stehen die Jugendlichen fasziniert vor dem Modell eines Containerhafens, an dem drei Handwerker sieben Jahre lang gebaut haben. In der „Schatzkammer“ bestaunen sie ein 1,8 Kilogramm schweres Modell der „Santa Maria“ des Amerika-Entdeckers Christoph Kolumbus aus reinem Gold. Im Laufe der Führung bewundern sie Schiffe aus Bernstein oder aus Tierknochen. Die Stimmung ist gut, wenige nutzen die Dunkelheit für Schabernack.

Immer noch keine Spur von Müdigkeit, fotografieren sich die Jugendlichen mit lebensgroßen Hafenarbeiter-Puppen. „Es ist toll, das Museum ganz für sich allein zu haben“, sagt ein Mädchen. Ein Modell, das Schule machen könnte.

Nachts im Museum: Termine nach Vereinbarung, Internationales Maritimes Museum Hamburg, Kaispeicher B, Koreastraße 1, Infos beim Museumsdienst Hamburg unter T. 428 13 10; www.imm-hamburg.de