Dass sein Thema Gegenstand hitziger Diskussionen werden würde, hat sich Roberto Pera nicht träumen lassen. Mit großem Ernst nimmt der junge Mann, Jahrgang 1985, die berufliche Herausforderung, vor der er steht, an. Für die neu eingerichtete Sammlung „Islam“ des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg entwickelt der studierte Islam- und Religionswissenschaftler ein Vermittlungsangebot. Möglich macht dies ein Stipendium der Alfred Toepfer Stiftung innerhalb des Projekts „Kulturelle Vielfalt und Migration“.

In der Ausstellung soll es darum gehen, den Islam in seiner Vielfalt und seinem kulturellen Reichtum vorzustellen, der über 14 Jahrhunderte im intensiven Austausch mit anderen Kulturen gewachsen ist.

Pera betont, dass es „den“ Islam gar nicht gibt. Dass er kein monolithisches Gebilde darstellt, auch nicht theologisch. Die islamisch geprägten Kulturen zeichnen sich durch vielfältige Ausprägungen aus. „Das möchten wir in der Ausstellung vermitteln: Wir wollen uns von einem rein kunsthistorischen Ansatz lösen und eher Anknüpfungen bieten für interreligiöse Vergleiche“, sagt Roberto Pera. „Es geht darum, Geschichten zu erzählen und die Zusammenhänge aufzuzeigen, für die ein Objekt steht.“

Bereits als Jugendlicher interessierte sich Pera für religiöse Fragen, vor allem für den Vergleich von Christentum und Islam. Pera möchte sein Wissen und seine Erfahrung in seine Arbeit einfließen lassen. „Wir wollen zeigen, dass die bei uns vertretenen Religionen auch gemeinsame Themen, Bilder und Vorstellungen teilen – mit durchaus unterschiedlichen Perspektiven und Antworten.“ In dem Leitfaden, den Pera zurzeit für Besucherführungen entwickelt, ist der Vergleich der Weltreligionen darum auch ein zentrales Thema. So können die Besucher im Museum für Kunst und Gewerbe die Besonderheiten in Christentum, Buddhismus, Judentum und Islam kennenlernen.

In der Universität lernt er Arabisch und unternimmt Studienreisen nach Syrien, Ägypten und Jordanien. Er kennt die ursprüngliche Bedeutung vieler religiöser Begriffe, die heute oft missverstanden werden. Pera erklärt, dass die Scharia häufig fälschlicherweise mit Strafrecht gleichgesetzt wird. Dabei bedeutet der Begriff zunächst wörtlich übersetzt „der Weg zur Wasserquelle“ und meint im rechtlichen Zusammenhang die Sammlung aller göttlichen Anweisungen und Bewertungen von menschlichen Handlungen. Dschihad heißt auch nicht etwa „heiliger Krieg“, sondern „sich anstrengen, sich bemühen auf dem Wege Gottes“. Das kann in bestimmten Fällen Selbstverteidigung einschließen.

Bei der Jobsuche stieß Roberto Pera vielfach auf Angebote für Übersetzer. Er lächelt. Nein, da fühlt er sich bei seinem Museumsjob viel besser aufgehoben. „Hier kann ich meine Kenntnisse in einem interessanten Feld einbringen, das für mich als Islamwissenschaftler eher ungewöhnlich ist.“ Ungewöhnlich, aber derzeit wichtiger denn je.

Neueinrichtung Sammlung Islam, ab 12.4., Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Steintorplatz, www.mkg-hamburg.de