Ärzte haben einen sehr stressigen Beruf. In der Klinik machen viele Überstunden, arbeiten im Schichtdienst und häufig auch nachts. In der Praxis behandeln manche Mediziner bis zu 70 Patienten am Tag – das bedeutet alle paar Minuten ein neues Gesicht, eine andere Diagnose. In den praxisfreien Zeiten müssen viele Ärzte noch Verwaltungsarbeit leisten. Eigentlich haben sie einen Job, der sie ausfüllen müsste.

Dennoch gibt es Hamburger Ärzte, die noch mehr von ihrem Beruf erwarten und deswegen in ihrer mageren Freizeit Migranten und Obdachlose ehrenamtlich behandeln – in kleinen mobilen Bussen oder einfach ausgestatteten Praxen. Eigentlich sind es Patienten, die in den modernen Praxen ungern gesehen werden – manche riechen unangenehm, sind alkoholisiert oder sprechen nur wenig Deutsch.

Aber dennoch sei er bei der Arbeit mit diesen Patienten noch mehr mit der Seele dabei, sagt der Allgemeinmediziner Dr. Stanislaw Nawka. Er ist einer von vier Ärzten, die wir in diesem Schwerpunkt porträtiert haben und die uns in ihrer selbstlosen Fürsorge an die biblische Figur des barmherzigen Samariters erinnern. Wir wollten von ihnen wissen, warum sie sich für diese Menschen am Rand der Gesellschaft einsetzen.

Für alle war die spontane Dankbarkeit ein Hauptargument. In die Migrantenpraxen und zu den mobilen Bussen kommen Menschen, die wirklich medizinische Hilfe benötigen. Bei der Arbeit mit ihnen können Mediziner sich auf das besinnen, warum sie ursprünglich einmal dieses Fach studiert haben: um Menschen zu helfen, die eine Behandlung fernab von Hightech, Privatleistungen und Leistungskatalogen benötigen. Das erdet.

Ihre Sabine Tesche