Der Hörgeräteakustiker vereint handwerkliches, technisches und soziales Können. Gute Chancen für Bewerber auf einen Ausbildungs- und Arbeitsplatz – Einsatz auch in der Automobilindustrie

Wenn Jessica Hammers Ausbildungsberuf eines ganz sicher nicht ist, dann eintönig: Die 20-Jährige absolviert gerade ihr drittes Lehrjahr zur Hörgeräteakustikerin bei Amplifon.

Nach ihrem Realschulabschluss hat sie zunächst noch die elfte Klasse besucht, trotzdem stand relativ schnell fest, dass sie kein Abitur machen würde. „Ich wusste, dass ich lieber schnell eine Ausbildung beginnen möchte“, sagt sie heute.

Um in den Job reinzuschnuppern, bewarb sie sich bei ihrem heutigen Ausbildungsbetrieb Amplifon zunächst für ein Praktikum. „Da durfte ich schon Hörtests durchführen, Geräte reinigen und den Schallschlauch austauschen“, erzählt sie. Begeistert von den Erfahrungen in ihrem Praktikum schickte sie zwei Bewerbungen ab, eine an Kind, eine an Amplifon. Als von Letzterem die Zusage für eine Ausbildungsstelle kam, stand ihre Entscheidung sofort fest.

„Wer sich für diese Ausbildung entscheidet, trifft eine tolle Wahl“, sagt Evelyn Fischer, Geschäftsführerin von Alster Acoustics, die seit vielen Jahren Azubis ausbildet. „Der Beruf des Hörgeräteakustikers vereint viele unterschiedliche Felder“, sagt sie. „Das Handwerk, wenn die Geräte repariert werden müssen; die Medizin, wenn Krankheiten Ursache des Hörverlustes sind; die Audiologie, wenn wir herausfinden müssen, wo der Hörverlust sitzt.“

Um sich all das Wissen für dieses breite Feld anzueignen, fährt Azubine Jessica Hammer einmal im Jahr zur Berufsschule nach Lübeck, wo sie – untergebracht in einem Internat – in Blöcken von etwa vier Wochen die Theorie zur Praxis paukt. „Mathe und Physik sind in diesem Beruf besonders wichtig“, sagt sie. Neben all der Technik und dem Handwerk ist der Beruf des Hörgeräteakustikers auch ein sozialer Beruf. Mehr noch als auf die Schulnoten achtet Evelyn Fischer deshalb bei der Bewerberauswahl auf die soziale Kompetenz und eine gewisse Reife.

Burkhard Stropahl, Vizepräsident des Fachverbands Deutscher Hörgeräteakustiker, weiß: Pro Lehrjahr beginnen in Deutschland etwa 900 junge Leute ihre Ausbildung zum Hörgeräteakustiker, die Chancen für Bewerber stehen gut. Denn laut Studien gibt es in Deutschland ungefähr 15 Millionen Menschen, die nicht richtig hören können. Trotzdem tragen nur 2,5 Millionen ein Hörgerät. „Damit besteht dann ganz offensichtlich für die Zukunft ein erhöhter personeller Bedarf“, sagt Stropahl. Dementsprechend wenig Sorgen macht sich Jessica Hammer um die Zeit nach ihrer Ausbildung. „Man findet immer was!“, sagt die 20-Jährige überzeugt.

Tatsächlich stehen ihr aber auch andere Branchen wie zum Beispiel die Automobilindustrie offen. „In unserer Ausbildung lernen wir, wie sich Schall ausbreitet und wie ein Raum ausgestattet sein muss, damit er den Schall besser transportiert – zum Beispiel, damit es im Auto leiser ist“, sagt sie. Denn es geht in dem Beruf nicht nur darum, das Hören zu verbessern, sondern auch darum, es zu schützen.