Wer Fahrzeuglackierer werden möchte, braucht das Handwerk, Gefühl für Farbe und Talent

Seit meiner Schulzeit habe ich einen guten Freund, dessen Vater Autohändler ist“, erzählt Björn Schröder, „über den habe ich mein Faible für Autos entdeckt und wollte später auch beruflich etwas in diesem Bereich machen.“ Doch mit Kfz-Mechatronik konnte sich der angehende Fahrzeuglackierer trotz eines Praktikums nicht anfreunden, da fehlte nicht nur die kreative Seite. Ihm fehlte auch die nötige Anerkennung: „Wenn ich eine Tür lackiere und das gut mache, dann bekomme ich ein besseres Feedback vom Kunden, als wenn ich eine Zündkerze wechsle.“

Der Weg zum Traumjob führte für Björn Schröder über die Hauptschule und einen erweiterten Realschulabschluss: „Danach habe ich ein freiwilliges soziales Jahr in einer Behinderteneinrichtung gemacht und die Zeit auch noch verlängert, weil es mir so viel Spaß gemacht hat. Das war eine Erfahrung fürs Leben. Dadurch bin ich erwachsener geworden.“ Eine Berufsperspektive ergab sich aus dieser Zeit aber nicht.

„Ich interessiere mich eigentlich nur für Autos. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, dann begeistere ich mich immer wieder für tolle Fahrzeuge“, schmunzelt der 22-Jährige, die Kumpels würden ihn damit schon aufziehen. Jetzt, da anderthalb Lehrjahre hinter ihm liegen, ist der 21-Jährige voll zufrieden: „Das ist auf jeden Fall die richtige Wahl. Man arbeitet schon während der Ausbildung an echten Projekten mit. Ich habe hier bereits viel gelernt.“

Spachteln, Schleifen, Abkleben, Lackieren – das sind die Bereiche, die die Ausbildung abdeckt. Bei allen Arbeiten ist Genauigkeit gefragt. „Manchmal sitzt man an einem Kotflügel einen ganzen Tag lang. Überall Unebenheiten, obwohl es ein Neuteil ist. Das denkt man gar nicht“, so Schröder. Bis zur Arbeit mit der Lackierpistole an kompletten Fahrzeugen wird es allerdings noch etwas dauern, denn da sind Routine und Professionalität eine wichtige Voraussetzung.

Immerhin geht es in seinem Ausbildungsbetrieb, dem Mercedes-Benz-Händler Leseberg-Automobile, nicht gerade um kleine Werte. Einen Eindruck konnte Björn Schröder aber schon gewinnen: „Ich habe in der Lackierkabine mal einen Kotflügel lackiert, das war ein echtes Highlight.“

Der Eifer, mit dem Björn Schröder dabei ist, wirkt auch in die Freizeit hinein. „Wenn ich durch die Straßen gehe, kann ich mittlerweile gut lackierte von schlecht lackierten Autos unterscheiden. Wenn man jeden Tag Oberflächen betrachtet merkt man schnell, wie wellig manche Flächen sind.“ Der eigenständige Beruf hat dabei nichts mit Kfz-Mechatronik oder Karosseriebau zu tun.

„Das ist schon ein umfangreicher Beruf. Man muss sich mit Farben, Lacken und Untergründen auskennen“, sagt Christian Bremert, Ausbildungsleiter bei Leseberg Automobile. Das mechanische Handwerk könne jeder lernen, man brauche für das Lackieren selber aber viel Gefühl und Talent, um dem Ganzen eine künstlerische Note zu geben. Das müsse man mitbringen. Am Anfang stehe das Schleifen und Polieren auch von Neuteilen. Die komplexeren Arbeiten sind die Vorbereitungen für das Lackieren, etwa das Abkleben. Und dann natürlich das Lackieren selbst. Sie werden in späteren Phasen der Ausbildung vermittelt. Interessenten sollten sich vorher erkundigen, ob auch alle Bereiche vom Ausbildungsbetrieb abgedeckt werden. „Es gibt etliche Betriebe in Hamburg, wo die Azubis in drei Jahren nur schleifen“, gibt Christian Bremert zu bedenken. Und das seien Arbeiten, die auf Dauer weniger Spaß machen.

Die Job-Perspektive für Fahrzeuglackierer stimmt. „Wir bilden für den Eigenbedarf aus und haben eine Übernahmequote von 80 Prozent. Wenn die Jungs gute Leistungen bringen, werden sie auch übernommen. Wir möchten mit unseren eigenen Leuten in die Zukunft gehen“, erklärt Bremert.

Das bestätigt auch Torsten Lucassen, Inhaber der Lucassen Fahrzeuglackierung e.K. und Fachgruppenleiter der Fahrzeuglackierer in der Maler und Lackierer-Innung Hamburg: „Jede Beschädigung, die repariert werden muss, ist individuell, da ist noch immer Handarbeit gefragt.“ Wer beruflich weiterwolle, könne beispielsweise Meister werden oder in die Lack- oder Automobilindustrie wechseln.

Ob man für den Beruf geeignet ist, kann man leicht herausfinden. „Die Hamburger Maler- und Lackierer-Innung bietet Aufnahmeprüfungen an, in denen Interessierte ihr Allgemeinwissen und handwerkliches Geschick testen können“, sagt Lucassen.