Dachdecker müssen fit sein und haben gute Jobperspektiven

Der Weg ganz nach oben führt für Florian Baumann häufig über lange Leitern und Gerüste. „Wenn ich da hochsteigen musste, habe ich am Anfang schon geguckt. Mittlerweile ist das eigentlich kein Problem mehr“, sagt der angehende Dachdecker. Schwindelfreiheit sei zwar von Vorteil für den Job, aber die tägliche Routine sorge für eine gewisse Gewöhnung. Das gilt auch für körperliche Fitness, denn Dachpfannen sind mit 4,5 Kilo nicht leicht, und Dachdeckerei ist Handarbeit.

Florian Baumanns Weg in die Ausbildung beim Dachdeckerbetrieb Thomas Rieck lief über Empfehlung. „Ich bin durch meinen Schwiegervater auf das Dach gekommen, der ebenfalls Dachdecker ist.“ Vorher machte der 23-Jährige seinen Realschulabschluss. Ein Weg, der in der Branche typisch ist, denn trotz guter Jobperspektive hat der Beruf unter Schulabgängern nicht das beste Image. „Die meisten Mitschüler sind in andere Berufe gegangen. Dachdecker waren nicht dabei“, erzählt Baumann.

Dabei ist Dachdeckerei nicht nur körperlich herausfordernd, sondern auch abwechslungsreich und handwerklich anspruchsvoll, denn durch die steigenden Ansprüche an Wärmeschutz und die Nutzung von Dächern für die Energiegewinnung stellen sich beim Dachaufbau immer neue Herausforderungen. Eine lange Anlaufphase gibt es für die Azubis nicht. „Im Betrieb war ich nach einer ersten Orientierung gleich mit auf den Baustellen dabei“, sagt der junge Mann.

95 Prozent der Zeit arbeiten Florian Baumann und seine Kollegen unter freiem Himmel – natürlich nicht immer bei gutem Wetter. Dafür wird man mit einmaligen Ausblicken belohnt. Azubi Baumann ist jedenfalls begeistert: „Eindecken macht schon Spaß. Ist ein Dach fertig, ist dies ein tolles Erfolgserlebnis.“

Und was ist für eine Lehrstelle wichtig? „Es wäre von Vorteil, wenn man rechnen kann. Räumliches Denken ist ebenfalls nicht schlecht“, sagt Dachdeckermeister Thomas Rieck „Auch der deutschen Sprache sollte man mächtig sein. Ein Realabschluss mit Dreier-Durchschnitt gibt keine Probleme in der Berufsschule.“ Ferner wichtig: Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. „Man muss sich immer weiterbilden und in puncto Solarthermie und Fotovoltaik auch mit Klempnern oder Elektrikern zusammenarbeiten.“

In der Berufsschule oder in überbetrieblichen Innungslehrgängen werden zudem alte Techniken wie Dachdeckung mit Schiefer und Holzschindeln unterrichtet. Mit ihrem bundesweiten Gesellenbrief können Absolventen auch in Süddeutschland arbeiten, wo dieses Wissen noch gefragt ist.

Dafür ist den Gesellen ein Arbeitsplatz sicher. „Und der wird bestimmt nicht so schnell wegrationalisiert, wie bei der Banken oder am Fließband“, ist Rieck überzeugt. „In der Regel versuche ich, die Auszubildenden zu übernehmen.“ Gut ausgebildete Gesellen seien schwer zu finden. Das werde in zehn Jahren noch schwieriger.

Dennoch: Es gibt kaum Dachdecker, die älter als 50 sind. Das Tragen sowie Kälte und Nässe sorgen für körperliche Probleme. Rieck empfiehlt daher ein Praktikum. „Aber auch mal bei schlechtem Wetter, nicht nur bei Sonnenschein.“