Die Hansestadt Hamburg zählt zu den ältesten Messestädten Deutschlands. Wie alles 1365 mit Kaiser Karl IV. begann, wer in den späteren Jahren Einfluss auf die Entwicklung der heutigen Messevielfalt nahm und wie schwere Jahre zu überstehen waren, beschreibt Hanns-Stefan Grosch in einer historischen Übersicht

Der Handel mit Waren für den täglichen Bedarf erfolgte im Mittelalter auf Märkten, die in regelmäßigem Rhythmus stattfanden. So boten in Hamburg Bauern aus den Vier- und Marschlanden Obst, Gemüse oder Brot und – für hohe Feiertage bzw. den privilegierten Teil der Bevölkerung – Fleisch an. Auf Jahrmärkten gab es Rohstoffe wie Holz und Getreide oder Werkzeuge und Tuche für die handwerkliche Produktion. Die sogenannten Messen (von lateinisch missa = Aussendung) zeichneten sich durch ein noch umfangreicheres Angebot aus und ermöglichten auch den Handel mit eher exotischen Produkten aus ferneren Regionen. Sie wurden deshalb nur in bedeutenden Städten an Schnittpunkten wichtiger Handelsrouten abgehalten.

Von Privilegien und Geleitschutz

Die Verleihung von Markt- und Messeprivilegien war Vorrecht der Territorialherren. Darin war im Allgemeinen der Standort einer Messe, Beginn und Ende sowie die Bedingungen der Teilnahme festgelegt. Die Messeprivilegien der einzelnen Messestädte wurden oft um weitere Privilegien über Abgaben, Gerichtsbarkeit, Münzwesen bis hin zur päpstlichen Befreiung von Fastengeboten ergänzt.

Das „Barbarossaprivileg“ für Aachen im Jahre 1166 diente ganz allgemein dazu, die Entwicklung bereits bestehender Märkte und Messen zu fördern. Eine Sonderstellung unter den Messeprivilegien nahm dagegen das von Friedrich II. am 11. Juli 1240 für die Messen in Frankfurt/Main erteilte Privileg ein. Der Kaiser gewährte in der Urkunde den zu der Herbstmesse reisenden Kaufleuten kaiserlichen Geleitschutz. Die Messen in Leipzig entwickelten sich zunächst unter dem Schutz von landesherrschaftlichen Privilegien der sächsischen Herrscher seit 1156. Kaiserliche Privilegien erhielten sie erst ab 1497 von Kaiser Maximilian I.

Dagegen stammt das erste Hamburger Messeprivileg von 1365 aus kaiserlicher Hand: Denn für die Pläne des römisch-deutschen Kaisers Karl IV., der in Prag residierte, spielte Hamburg eine wichtige Rolle. Die Stadt hatte gerade erst begonnen, sich von den verheerenden Folgen der Pest zu erholen, die 1350 ausgebrochen war und innerhalb weniger Monate mehr als 60 Prozent der über 10.000 Bewohner das Leben kostete. Hamburg sollte nach Karls Willen nun einer der Endpunkte eines mächtigen Wirtschaftskreuzes mit Prag als Zentrum werden. Die Idee: Prager Kaufleute würden die besten Importwaren aufkaufen, über die Elbe auf direktem Weg nach Prag schaffen lassen und erst dort auf den Markt bringen. Handelsgüter vom Mittelmeer oder aus dem Orient würden aus Prag kommend über Hamburg nach Westen, Norden und Osten verteilt.

Das kaiserliche Privileg stellte eine reibungslose Abwicklung aller Handelsgeschäfte von der Elbmündung nach Hamburg sicher. Die neue Messe sollte um Pfingsten herum drei Wochen dauern, fand aber zunächst wenig Anklang. Doch auch ohne die strategische Unterstützung aus Prag prosperierte die Metropole im Norden. Im Verbund der Hanse hatte sie sich zur wichtigsten Hafenstadt des Reiches entwickelt. Um 1378, dem Todesjahr Karls IV., liefen jährlich rund 2000 Schiffe Hamburg an – eine für damalige Zeiten schier unvorstellbare Zahl. Der 1365 mit dem Messeprivileg verbundene Schutz des Handels blieb für die Stadt interessant – die Basis, die Pfingstmesse, gab Hamburg aber schon 1383 zunächst wieder auf.

Aufklärung: Renaissance der Messe

Bis ins 17. Jahrhundert hinein blieb Hamburg der Umschlagsort für den Außenhandel mit Frankreich, Spanien und England – und baute seine Position als europäische Hafenstadt für die Verbindung nach Westindien oder zu den europäischen Kolonien in Nordamerika weiter aus. Die Hanse verlor dann allerdings im Zuge der Kleinstaaterei aus zahlreichen Fürstentümern zunehmend an Bedeutung. Im Jahre 1669 fand in Lübeck der letzte Hansetag des alten Kaufmannsbundes statt.

Europas Wirtschaft stand von nun an für mehr als zwei Jahrhunderte im Zeichen des Merkantilismus. Das Wirtschaftsmodell des Absolutismus fußte auf staatlichem Dirigismus und schützte die eigenen Manufakturen durch hohe Zölle vor Produkten aus dem Ausland – naturgemäß Gift für den Handel. Eingeführt wurden idealerweise ausschließlich Rohstoffe. Fertigwaren wie Textilien oder Luxusgüter wie Porzellan gingen in den Export.

Die vielfältigen Zoll- und Ländergrenzen erschwerten den Binnenhandel enorm, sodass der Warenaustausch im 17. Jahrhundert nur noch an wenigen Orten stattfand. Auf den großen Messen wie der Leipziger Frühjahrs- und Herbstmesse trafen sich Fernhändler, die sich auf den Binnenhandel mit Manufakturwaren spezialisiert hatten. Daneben gab es Spezialmessen. So hatte sich schon im 15. Jahrhundert die Frankfurter Buchmesse als Hauptumschlagsort des Verlagsbuchhandels etabliert. Daneben entwickelten sich etwa Messen für Seidenstoffe und Juwelen. Da solche Luxusgüter im Fokus standen, blieb die Zahl der Messeplätze überschaubar.

Hamburg machten der Merkantilismus und die wirtschaftliche Abschottung der Territorien schwer zu schaffen. Als dann 1756 auch noch der Siebenjährige Krieg ausbrach, in dessen Folge der Außenhandel mit Nordamerika drastisch schrumpfte, geriet die Stadt in eine schwere Wirtschaftskrise.

In dieser Zeit bringen die Ideen der Aufklärung die Lösung dringender sozialer und wirtschaftlicher Probleme voran: Engagierte Bürger gründen 1765 die „Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe“ (Patriotische Gesellschaft). In diesem Zusammenhang erfuhr auch der Messegedanke eine Renaissance: Eine gemeinsame Ausstellung, die alle Gewerbe der Stadt unter einem Dach versammelte, sollte zu einer Steigerung der Qualität der handwerklichen Erzeugnisse führen.

Ganz im Geiste der Aufklärung ging es bei der „Hamburger Gewerkausstellung“ weniger um Wettbewerb als um Gemeinnützigkeit. Die erste dieser Schauen nach englischem Vorbild fand 1790 im großen Saal des damaligen Ratskellers statt – und damit mehr als 20 Jahre vor der ersten vergleichbaren Ausstellung in Düsseldorf. Weil viele Handwerker die erforderlichen Vorleistungen scheuten, überwogen eher künstlerische Berufe. Neben Malereien und (architektonischen) Zeichnungen wurden von den 60 Ausstellern in 18 Gewerke-Gruppen aber auch Tischler- und Gürtlerarbeiten gezeigt. Hamburg ist hier Vorreiter und damit Ausgangspunkt für das bürgerliche und gewerbliche Ausstellungswesen in ganz Deutschland.

19. Jahrhundert: Von der Gewerbeausstellung zur Landwirtschaftsschau

Die napoleonische Besatzung (1806 bis 1813) unterbricht Hamburgs Aufschwung. Die von Frankreich verhängte Kontinentalsperre gegen britische Waren trifft die hanseatischen Handelshäuser hart. Doch nach der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress 1815 nimmt der Handel schnell wieder zu. Der Beginn der Industrialisierung lässt die Warenströme ansteigen. In zahlreichen Städten in Übersee entstehen Niederlassungen Hamburger Handelshäuser. Auf der Hinfahrt werden Textilien und Werkzeuge nach Südamerika verschifft. Importgüter sind Zucker, Kaffee, später auch Kautschuk und Salpeter.

Die Patriotische Gesellschaft veranstaltet erneut eine Reihe von Gewerbeausstellungen. Dort werden etwa im Möbelsegment zunehmend reproduzierbare Muster statt kunstvoll gefertigter Einzelstücke präsentiert. Die Entwicklung von der Waren- zur Mustermesse führt dazu, dass neben Kunsthandwerkern immer mehr Fabrikanten ihr Angebot präsentieren. Neuer Ausstellungsort ist der Konzertsaal des damaligen Stadt-Theaters am Stephansplatz.

Die drei Gewerbeausstellungen mit dem Titel „Hamburger Kunst- und Industriearbeiten“ (1832, 1834 und 1838) sind überaus erfolgreich und erzielen stattliche Überschüsse. Doch der Große Hamburger Brand von 1842, der ein Viertel des Stadtgebiets zerstört, verhindert zunächst eine Weiterentwicklung. Zwar setzt danach erneut ein wirtschaftlicher Aufschwung ein – vor allem durch den Getreidehandel mit den USA boomt der Hafen, die Zahl der Schiffe und Reedereien steigt. Doch schon 1857 folgt der nächste Schock: die erste große Weltwirtschaftskrise.

Für die Erholungsphase Anfang der 1860er-Jahre setzt das Messewesen entscheidende Impulse: 1863, also knapp 500 Jahre nach Erteilung des Messeprivilegs, findet in Hamburg wieder eine wegweisende Ausstellung statt: die „Internationale Landwirtschaftliche Ausstellung“ auf dem Heiligengeistfeld. Sie wird vom Hamburger Kaufmann Ernst Freiherr von Merck initiiert und vom Senat finanziell unterstützt, der das Ausstellungsgelände zur Verfügung stellt. Die zehntägige Veranstaltung ist mit etwa 200.000 Besuchern und Ausstellern aus insgesamt 14 Ländern eine echte Großveranstaltung. Theodor Fontane lobt in der „Neuen Preußischen Zeitung“ die große Vielfalt an Exponaten, von Tierschauen und der Vorführung dampfbetriebener Traktoren, mit denen man Probefahrten auf dem Gelände unternehmen kann. In den benachbarten Wallanlagen werden bis zur Jahrhundertwende einige große Gartenschauen durchgeführt, 1869 findet im Alten Elbpark die erste Internationale Gartenbauausstellung statt.

Von Merck, an den bis heute ein Relief in der Messehalle B4 erinnert, wird noch auf andere Weise zum Vater des modernen Messewesens in Hamburg. Er gewinnt 800 Aktionäre für den Bau des ersten Hamburger Zoologischen Gartens, der 1863 auf dem heutigen Gelände von Planten un Blomen eröffnet wird. Erster Direktor ist Alfred Brehm, der hier Teile seines berühmten Werkes „Brehms Tierleben“ verfasst. Der Zoo und der angrenzende Botanische Garten werden nicht nur architektonisch verbunden, sie teilen auch ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit Freiluftkonzerten und Gartenausstellungen – etwa 1886 die „Rosen- und Blumenausstellung“ des „Gartenbau-Vereins für Hamburg, Altona und Umgebung“.

Messe, Massen, Missbrauch

Die Industrialisierung hat nun auch Hamburg erreicht. Der Anschluss ans reichsweite Eisenbahnnetz macht die Hansestadt wieder zum wichtigen Knotenpunkt, zwischen 1880 und 1914 verzehnfacht sich die Zahl der Gewerbebetriebe. Dampfmaschine, Transformator, Elektromotor: Der technische Fortschritt übt eine enorme Faszination auf die Menschen aus – auf Messen kann das Publikum die Neuerungen erleben. Die Großindustrie bevorzugt dagegen Fachveranstaltungen zur Geschäftsanbahnung. Deren Förderung dient die 1907 gegründete „Ständige Ausstellungskommission für die deutsche Industrie“, aus der später der „Ausstellungs- und Messeausschuss der Deutschen Wirtschaft“ (AUMA) wird.

Ebenfalls 1907 gerät der Hamburger Zoo durch die Eröffnung von Hagenbecks Tierpark in Stellingen zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Da sich Ausstellungen als wirtschaftlich erfolgreich erwiesen haben, erweitert der Zoo sein Angebot um Messen. Bereits die erste ist der Auftakt einer bis heute anhaltenden Erfolgsgeschichte: Albert Lubisch, Redakteur der „Deutschen Gastwirtzeitung“, organisiert 1921 in der Ernst-Merck-Halle des Zoologischen Gartens die „Nordwestdeutsche Frühjahrsmesse für den gesamten Bedarf von Hotel-, Restaurations-, Café- und Großküchenbetrieben“ – Vorläuferin der Internorga, die in diesem Jahr zum 89. Mal durchgeführt wird. Gezeigt werden Innovationen in „technischer und kulinarischer Hinsicht“. Die Resonanz ist so groß, dass bereits im Herbst desselben Jahres eine Folgeveranstaltung stattfindet – mit 180 Ausstellern, die zum Teil in Pavillons im Zoo oder umliegende Restaurants ausgelagert werden müssen. Lubisch wird 1923 Direktor der neu gegründeten „Zoo-Ausstellungs-Hallen AG“ und damit erster Messedirektor der Hansestadt.

In ganz Deutschland wird zunehmend die Bedeutung von Messen als Instrument regionaler Wirtschaftsförderung erkannt: So entstehen auch in Berlin Leitmessen, die bis heute existieren: die „Internationale Funkausstellung“ (IFA) 1924 und die „Internationale Luftfahrtausstellung“ (ILA) 1928.

Die 1930er-Jahre bringen für das Hamburger Messewesen einschneidende Veränderungen: Lubisch wird von den Nationalsozialisten abgesetzt, der „Werberat der deutschen Wirtschaft“, eine Institution des Propagandaministeriums, kontrolliert das Messe- und Ausstellungswesen. Damit wandeln sich die Messen von frei organisierten Gewerbeschauen zu staatlich geplanten „Kultur- und Lehrschauen mit wirtschaftlichem Einschlag“ – eingebettet in die NS-Propaganda und technisch fortschrittlich umgesetzt. Ein Beispiel ist die Nutzung moderner Medien wie Film und Rundfunk auf der „Nordmark-Rundfunk-Ausstellung“ 1934: Ausschließlich „arische“ Firmen präsentieren technische Neuerungen nicht nur für das Fachpublikum, sondern auch für breite Schichten der Bevölkerung.

Die Ausstellung „Segen des Meeres“ 1939 trommelt für die NS-„Autarkiepolitik“. Sie soll das Deutsche Reich unabhängig von Importen aus dem Ausland machen und findet ihren Niederschlag unter anderem in einer „Reichsschau“, die auch in Hamburg gezeigt wird. Die Propaganda-Ausstellung „Wehr und Sieg“ präsentiert 1941 Waffen und Kriegstrophäen. An der Jungiusstraße entsteht 1938 zunächst ein Aufmarschgelände. Ab Juli 1941 werden hier insgesamt 24 Baracken für mehr als 900 Zwangsarbeiter gebaut.

Wiederaufbau und Wachstum

Von August 1948 an (bis 1967) ist Albert Lubisch erneut Direktor der Messe, die nun „Ausstellungspark der Freien und Hansestadt Hamburg“ heißt. Nach den Kriegs- und Hungerjahren giert die Bevölkerung nach Konsum- und Investitionsgütern – vom eigenen Auto bis zum ersten Fernseher. 1950 findet erstmals die Sonderausstellung „Schau für die Frau“ als Teil der „Lebensmittelfachausstellung“ (LEFA) statt. Im Fokus: neue Haushaltstechnik. Aus ihr entwickelt sich fünf Jahre später eine der bekanntesten Hamburger Messen, die „Du und Deine Welt“, die bis 2014 läuft.

Publikumsrenner und Boom

In den beginnenden 60er-Jahren erlebt das Messewesen dann einen regelrechten Boom. Viele Konzepte entwickeln sich zu Publikumsrennern: 1963 präsentiert sich in der Halle B in Planten un Blomen erstmals die Ausstellung der „Vereinigung der Schiffs-Ingenieure zu Hamburg“ (VSIH). 35 deutsche Aussteller zeigen Neuerungen rund um den Schiffbau. Aus ihr wird die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft, die SMM, auf der 2014 mehr als 2100 Aussteller aus 67 Nationen rund 50.000 Fachbesuchern ihr Portfolio präsentieren. Bereits 1961 feiert die „1. Bundes-Fachausstellung – das Sport- und Gebrauchsboot“ Premiere, auf der 65 Aussteller 5000 Interessierten die Neuerungen aus Bootsbau und Wassersport vorführen. Die Messe trifft den Geist des Wirtschaftswunders, zu dem auch die Suche nach Romantik und der Besitz von Statussymbolen gehören. Seit 1985 heißt die Messe Hanseboot – im vergangenen Jahr erreichten hier 557 Aussteller rund 76.000 Besucher.

Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges beginnt der Neubau der dringend benötigten Ausstellungshallen. Die wichtigste ist die 1951 eröffnete Ernst-Merck-Halle, mit 6400 m2 Grundfläche und einer Kapazität von 6000 Zuschauern größte und modernste Veranstaltungshalle Norddeutschlands. Neben Ausstellungen finden hier große Sportveranstaltungen, aber auch legendäre Konzerte statt. Dabei wird regelmäßig das Mobiliar zerlegt – die Eintrittskarte enthält vielfach den Hinweis, dass das Gestühl nur als Sitzplatz zu verwenden sei und der Besucher für verursachte Schäden aus „anderweitiger Benutzung“ aufzukommen habe. „Durchaus besorgt um sein Saalgestühl zeigte sich Hamburgs ‚Planten un Blomen‘-Direktor Albert Lubisch, dessen Ernst-Merck-Halle vor sieben Jahren von Bill-Haley-Fans demoliert worden war. Erst als ihm die Polizei Saalschutz zusicherte, sagte er yeah und stellte den Rolling Stones die Halle zum Konzert bereit“, schreibt der „Spiegel“ im September 1965.

Für die neuen Messen reicht der Platz bald nicht mehr. Und so werden auf dem Gelände an der Jungiusstraße kontinuierlich neue Hallen gebaut. Bis 1971 wächst die Ausstellungsfläche auf 52.500 m2, in den 1980er-Jahren sind es schon zwölf Hallen mit 64.000 m2.

17 Millionen Menschen besuchten bei rund 15.000 Veranstaltungen das CCH

Ein Meilenstein ist die Eröffnung des Congress Centrums Hamburg durch Bundespräsident Gustav Heinemann im April 1973. Nach nur dreijähriger Bauzeit war das vom Architekten Jost Schramm entworfene fünfstöckige Kongresszentrum inklusive einer doppelstöckigen Tiefgarage für die damals unglaubliche Summe von 146 Millionen D-Mark fertiggestellt.

Seit dem ersten Spatenstich am 21. November 1969 hatten mehr als 260 Handwerker, Bauarbeiter und über 50 Ingenieure 38.000 Kubikmeter Beton und 4800 Tonnen Stahl verbaut. Allein für die Telekommunikationskabel mussten 100.000 Verbindungsstellen noch von Hand gelötet werden, die Länge des verbauten Kabels würde von Hamburg nach Madrid reichen.

Internationale Stars und Staatsoberhäupter finden hier im CCH eine Bühne, Weltkongresse und große Unternehmen sind regelmäßig zu Gast. Seit der Eröffnung haben insgesamt mehr als 17 Millionen Menschen rund 15.000 Veranstaltungen im CCH besucht.

Das neue Jahrtausend: Investitionen in die Zukunft

Die Wiedervereinigung Deutschlands bringt für Hamburg und seine Messe neue wirtschaftliche Impulse. Die Hansestadt erhält ihre alte Funktion als Ost-West-Drehscheibe zurück, die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern aus den neuen Bundesländern ist gewaltig. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist Hamburg zunehmend von der auch politisch geförderten Bildung wirtschaftlicher Cluster geprägt. Stichworte sind hier neben der maritimen Wirtschaft die Luftfahrtindustrie, Medien, Lifesciences und erneuerbare Energien. Hamburg wird mit thematisch angebundenen Messen und Kongressen zum wichtigen internationalen Branchentreffpunkt – auch durch Gastveranstaltungen, die externe Veranstalter auf dem Gelände der Messe durchführen.

Den wachsenden Anforderungen folgt auch die Gestaltung des Geländes: Im Juni 2004 wird der Grundstein für die Neue Messe Hamburg gelegt. Leitmessen wie Internorga und SMM benötigen mehr Platz. Von den zwölf Hallen auf dem alten Gelände werden acht abgerissen und durch drei moderne, größere Hallen ersetzt. Auf dem neuen Gelände unterhalb des Fernsehturms entstehen vier weitere Hallen. Die überdachte Ausstellungsfläche vergrößert sich von 64.000 auf 87.000 m2. Zeitgleich erhält das CCH einen weiteren Konferenztrakt und eine 7000 m2 große Ausstellungshalle. Insgesamt werden 420 Millionen Euro investiert. Das erweiterte CCH kann 2007, das neue Messegelände Ende 2008 vollständig genutzt werden.

Mehr als 40 Messen sowie gut 250 Kongresse und kulturelle Veranstaltungen ziehen Jahr für Jahr über eine Million Besucher in die Stadt – und stehen für etwa ebenso viele Übernachtungen. Mit der WindEnergy Hamburg und der Ordermesse nordstil hat die HMC seit 2014 zwei neue Messen im Programm. Das CCH ist Austragungsort bedeutender internationaler Medizinerkongresse und seit Jahrzehnten eine der deutschen Top-Adressen für Hauptversammlungen börsennotierter Unternehmen. Nach einer Erhebung des „HV-Magazins“ belegte das CCH in dieser Kategorie 2014 einmal mehr den ersten Platz. Das hat auch Folgen für die Hamburger Wirtschaft: Nach einer Berechnung des Münchner ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung geben die Aussteller und Besucher der Hamburg Messe und Congress pro Euro Umsatz des Unternehmens weitere 7,60 in der Stadt aus. 2014 waren das rund 700 Millionen Euro – für Übernachtungen, Dienstleistungen, Taxifahrten und im Einzelhandel.

Als Partner der Stadt kümmert sich die Hamburg Messe und Congress außerdem um einmalige Großveranstaltungen wie die 96. Lions Club International Convention Hamburg im Jahr 2013 oder wiederkehrende Feste wie den Hafengeburtstag, den sie seit mittlerweile 20 Jahren im Auftrag der Wirtschaftsbehörde organisiert.

Betreuung deutscher Aussteller rund um den Erdball

In Eigenregie oder im Auftrag verschiedener Bundesministerien betreut die Hamburg Messe darüber hinaus deutsche Unternehmen bei ihren Auftritten auf Messen im Ausland. Im Jahr 2013 organisierte die Hamburg Messe und Congress 16 offizielle Gemeinschaftsbeteiligungen und begleitete dabei 640 deutsche Aussteller auf Messen rund um den Erdball.

Ein Netz von 26 Auslandsvertretungen in Europa, Amerika und Asien sorgt dafür, dass ausländische Aussteller auch in ihren Ländern beraten und betreut werden. Die erst kürzlich von der Bürgerschaft beschlossene Revitalisierung für knapp 200 Millionen Euro macht das CCH fit für die Zukunft.