Wolfgang Schlüter gastiert mit drei seiner ehemaligen Studenten im Bunker Feldstraße

Der allseitig gebildete Jazzmusiker ist ein Chamäleon. Er kann Katzenpfoten-Swing heranschleichen lassen, lässig und auf den Punkt. Er kann sein Publikum mit Bebop schwindlig spielen. Er kann kühl und sparsam seine Linien verfolgen, aber wenn’s ihm beliebt, bringt er mal eben den guten Ton des Jazz mit Free-Attacken zum Splittern wie ein halbwüchsiger Fußballer die Fensterscheibe. Pumpenden Rockjazz kann er natürlich auch.

Das Hammer Klavier Trio aus Hamburg – Boris Netsvetaev, Klavier, Philipp Steen, Bass, Kai Bussenius, Schlagzeug – besteht aus drei derart, wie heißt es heute so sportlich?, breit aufgestellten Musikern. Doch wenn sie den im vergangenen Jahr 80 Jahre alt gewordenen Vibrafonisten Wolfgang Schlüter begleiten, dann stellen sie sich ganz in den Dienst der feinen, wirbelnden, überwiegend leisen und selbst in ihrer größten Noblesse immer noch diskret swingenden Töne des Meisters. Denn dann geht das Hammer Klavier Trio im Wolfgang Schlüter Quartett auf.

Der Leader ist einer der Gründerväter des Jazz made in Germany. Aus einfachsten Verhältnissen stammend, hatte Schlüter im Nachkriegsberlin zunächst klassisches Schlagwerk studiert, konnte aber aufgrund einer frühen Beinverletzung die Karriere als Orchesterpauker nicht weiterverfolgen und verlegte sich bald ganz aufs Vibrafon. Auf diesem Instrument brachte er es als einer der wenigen Deutschen im Jazz zu einer frühen Meisterschaft, die auch in den USA Anerkennung fand. Bis in die 80er-Jahre hinein waren Vibrafon, Schlüter und Jazz aus Deutschland quasi Synonyme. Erst dann reiften so langsam Talente nach – nicht zuletzt dank ihres Unterrichts bei Schlüter.

Im Rahmen der neuen Reihe „Jazz im Bunker“ gastiert der Musiker, der sich selbst von einer schwerwiegenden Schädigung seines Sehvermögens nicht entmutigen lässt, im späten November im Medienbunker an der Feldstraße. Um die motorischen Abläufe mit den Schlägeln über den Metallplatten seines Instruments, die er auf unnachahmliche Weise zum Singen zu bringen vermag, in Fluss zu halten, übt Schlüter nach wie vor mit eiserner Disziplin jeden Tag im Keller seines Hauses in Henstedt-Ulzburg. Lohnende Fron für schöne musikalische Stunden mit den „Jungs“, wie er seine drei ehemaligen Studenten und heutigen Quartett-Gefährten nennt.

Jazz im Bunker – Wolfgang Schlüter Quartett 21.11., Bunker Feldstraße. Karten unter T. 23517445 oder www.bunkerrauschen.de