Im „Two lives to live“-Recital erinnert Angela Denoke an Kurt Weills Schaffen

Um einen Komponisten zu finden, der vermeintliche Widersprüche im Stil so souverän in sich zu vereinen wusste wie Kurt Weill, muss man schon lange suchen. Einerseits der „deutsche“ Kurt, der die „Dreigroschenoper“ schrieb oder „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ und der als Gassenhauer-Lieferant für Bert Brecht bekannt war. Und andererseits, erzwungen durch die Emigration aus Nazi-Deutschland, der „amerikanische“ Weill, der so süffige, souverän jazzende Musical-Hits verfasste, als hätte seine Wiege am Broadway gestanden und nicht in Dessau.

Vor drei Jahren stellt die Sopranistin Angela Denoke bei den Salzburger Festspielen eine Hommage an Weill & Weill vor, mit handverlesenem Programm, eigens für sie arrangiert und mit Auszügen aus dem Briefwechsel von Weill und seiner Frau Lotte Lenya um erhellende O-Töne ergänzt. Nun kommt Denoke damit, begleitet von einem Pianisten und einem Holzbläser, für einen Abend in die Dammtorstraße. Den ersten Teil des Best-of-Programms bestreitet das Trio ausschließlich mit deutschen Liedern, den zweiten mit amerikanischen Songs aus so hinreißenden Stücken wie „Lady in the Dark“ oder „One Touch of Venus“.

Weill war, jeweils in seiner Umgebung, mit seiner Kunst auf der Höhe der jeweiligen Zeit. Von Langston Hughes, seinem Textlieferanten für das 1947 uraufgeführte Musical „Street Scene“, stammt das Kompliment: „Wäre er nach Indien eingewandert und nicht in die Vereinigten Staaten von Amerika, hätte er, wie ich fest glaube, wundervolle indische Musik geschrieben.“ Ein Komponist, zwei Karrieren. Der gemeinsame Nenner ist die musikalische Qualität, die in beiden Schaffensphasen durchklingt.

„Two lives to live“ 24.11., 20.00. Staatsoper. Karten zu 12,- bis 42,- unter T. 356868