„Das schlaue Füchslein“ von Janáček geht wieder Hühner klauen. Auf Tschechisch natürlich

Ist eine Märchenoper eine Märchenoper, nur weil in ihr Tiere auftreten, die menschengleich denken und gar sprechen können? Dann ist Leoš Janáčeks „Das schlaue Füchslein“ keine. Der tschechische Komponist bringt es in seinem federleichten und zugleich verrätselten Spätwerk fertig, Füchse und Hühner, Mücken und einen beleidigten Hofhund zu Protagonisten zu machen und ihnen trotzdem ihre zoologischen Eigenheiten zu lassen. Ein intelligentes Spiel mit den Identitäten statt platter Micky-Maus-Komik.

In der Neuinszenierung von Johannes Erath vom vergangenen Frühjahr hat die Kostümbildnerin Katharina Tasch darauf verzichtet, den Tierfiguren die beliebten abnehmbaren naturalistischen Masken überzustülpen. Sie behandelt Menschen- und Tierwelt als ein und dieselbe. Tasch und die Bühnenbildnerin Katrin Connan haben sich an Entwürfen aus den 1920er-Jahren orientiert, als das Stück in Brünn uraufgeführt wurde; sie begnügen sich mit Anklängen an Fell oder Federkleid.

Im Januar steht die Oper wieder auf dem Spielplan, die Leitung hat Tomas Netopil. Im vergangenen März hat das Stück an der Dammtorstraße einen wahren Triumph gefeiert – und das, obwohl nicht nur die punktuell-disparate Handlung hohe Anforderungen an die Zuschauer stellt. Janáček hat seine Tonsprache sehr eng an den Klang des Tschechischen angelehnt. Doch auch wer des Idioms nicht mächtig ist, kann sich von der zarten, farbigen und überaus beredten Musik in die Wälder Mährens entführen lassen, die doch einerseits in Mitteleuropa liegen und andererseits in ihrer Abgeschiedenheit eine Mentalität hervorgebracht haben, die für moderne Städter schwer zu entschlüsseln ist.

Klein ist die Welt, in der der von den Nörgeleien seiner Ehefrau verfolgte Förster seine Arbeit tut und sich abends mit dem Schulmeister und dem Pfarrer in der Dorfkneipe trifft. Doch der Förster, bei den Vorstellungen im Januar singt ihn wie schon bei der Premiere Lauri Vasar, empfindet keine Enge. Sein eigentliches Leben findet im Wald statt; zu dessen Geschöpfen hat er eine besondere Beziehung. Eigentlich fast logisch, dass r sich eines Tages in eine junge Füchsin verliebt. Er nimmt sie mit nach Hause und setzt damit eine verwickelte Handlung in Gang, samt Eifersuchtsszenen, Gewehrschüssen und tödlichem Ausgang.

„Ein lustiges Stück mit einem traurigen Ende; und ich selbst nehme in diesem traurigen Ende einen Platz ein. Und da gehöre ich auch hin“, schrieb der Komponist 1922 an die junge Kamila Stösslová. Die Briefstelle stützt die Grundthese des Regisseurs Erath: dass die Figur des Försters autobiografische Züge trage. Janáček, von Schicksalsschlägen wie dem Tod seiner Kinder heimgesucht und unglücklich verheiratet, hatte Stösslová 1915 kennengelernt. Die junge Frau wurde so etwas wie eine Muse für ihn. Seine Gattin soll nicht amüsiert gewesen sein.

„Das schlaue Füchslein“ 23.1.15, 19.30; 25.1.15, 18.00; 27. und 30.1.15, jeweils 19.30. Karten zu 5,- bis 98,- unter T. 356868.