Skandal in der Oper! Zickenzoff sorgt für Abbruch! Augenzeuge John A. schimpft: „Es ist eine Schande, dass zwei so wohlerzogene Damen ‚Miststück‘ und ‚Hure‘ schreien, zanken und sich prügeln wie die Fischweiber.“

So oder so ähnlich hätten die britischen Boulevardblätter wohl über den denkwürdigen Abend am 6. Juni des Jahres 1727 berichtet – wenn es denn damals schon welche gegeben hätte. Faustina Bordoni und Francesca Cuzzoni, zwei der größten Sängerinnen ihrer Zeit, sollen sich damals einen buchstäblich handfesten Streit geliefert haben. Anschließend musste die Vorstellung von Bononcinis Oper „Astianatte“ abgebrochen werden. Und das im ehrwürdigen Londoner King’s Theatre!

Ob sich das alles tatsächlich so zugetragen hat, steht in der Forschung heute ebenso infrage wie der vermeintliche Hass zwischen den Konkurrentinnen – denn der Skandal bescherte den Sängerinnen ja auch eine perfekte PR. Ihre Namen waren in aller Munde, ihre Auftritte begehrt.

Trotzdem bleibt es eine schöne Geschichte – und ein wunderbarer Stoff für ein Konzertprogramm. Deshalb präsentiert die Reihe „NDR Das Alte Werk“ ihren Besuchern eine Neuauflage des Primadonnenstreits. Simone Kermes, die rothaarige Sopranistin mit dem vulkanischen Temperament, übernimmt die Rolle der Francesca Cuzzoni. Und die in Alaska geborene Mezzosopranistin Vivica Genaux gibt die Faustina Bordoni mit ihrem edlen Mezzo-Timbre.

Begleitet von der Cappella Gabetta, singen die beiden barocke Arien und Duette von Komponisten wie Hasse, Händel und, natürlich, Bononcini und lassen den Streit wiederaufleben. Die Zuhörer sollten also auf einiges gefasst sein, Handgreiflichkeiten eingeschlossen. Aber keine Angst, einen Abbruch wird’s diesmal nicht geben.

Barocke Rivalitäten 26.11., 20.00, Laeiszhalle. Karten zu 10,- bis 36,- unter T. 44192192 oder www.ndrticketshop.de