Gli Incogniti bringen die Concerti grossi op. 6 des barocken Komponisten in die Laeiszhalle

Es gibt italienische Namen, deren Klang singt und schwingt im Ohr und löst die sonnigsten Assoziationen aus – es sei denn, man hat als Kind Geige lernen müssen. Für instrumental Frühgeschädigte sind Antonio Vivaldi oder Arcangelo Corelli unweigerlich verknüpft mit der Erinnerung an humorlose, bebrillte Violinpädagoginnen, Niesreiz durch Kolophoniumstaub und das Kratzen oder Jaulen des eigenen Geigentons. Die Motorik der Sechzehntelläufe und gebrochenen Akkorde brachte die Unzulänglichkeit des jungen Spielers unbarmherzig ans Licht. Wofür die Komponisten des ausgehenden 17. Jahrhunderts natürlich rein gar nichts konnten.

Zeit für eine Rehabilitation! Wenn die französische Geigerin Amandine Beyer, ein Star der Originalklangszene und Inhaberin einer Professorenstelle an der Eliteschmiede Schola Cantorum Basiliensis, Ende Januar bei der Reihe „NDR Das Alte Werk“ zu Gast ist, bringt sie eine Auswahl aus Corellis Concerti grossi op. 6 zu Gehör, begleitet von einer Combo mit dem koketten Namen „Gli Incogniti“. So unbekannt, wie der Name suggeriert, sind die Musiker allerdings keineswegs mehr – dafür hat schon ihre viel gepriesene Gesamtaufnahme der Konzerte op. 6 gesorgt.

Trotz der einstelligen Opuszahl handelt es sich bei dem Konvolut um ein Spätwerk. Corelli, er lebte von 1653 bis 1713, hat seine Heimat Italien nie verlassen, sein Œuvre allerdings erlangte Weltruhm und machte sogar dem des musikalischen Genies und Selbstvermarkters Händel in London Konkurrenz. Dass Corellis Kompositionen gedruckt wurden, war damals keine Selbstverständlichkeit und spricht für sein hohes internationales Ansehen.

Das Erscheinen der Concerti grossi op. 6 hat der Komponist nicht mehr erlebt; die gedruckte Ausgabe kam erst ein Jahr nach seinem Tod heraus.

Mit den Concerti grossi hat Corelli sein Schaffen gekrönt. Selbst ein bedeutender Violinvirtuose, trieb er die spieltechnische Entwicklung der Geige in seinen Werken voran. Doch geht seine kompositorische Bedeutung darüber weit hinaus. Seine vielgestaltige, sangliche Tonsprache prägte ganze Generationen von Komponisten. Am berühmtesten ist seine Sonate „La follia“ – und das als „Weihnachtskonzert“ bekannte Concerto grosso op. 6 Nr. 8 g-Moll. Ehrensache, dass das Werk auch in der Laeiszhalle zu Gehör kommt.

Gli Incogniti 28.1.15, 20.00, Laeiszhalle. Karten zu 10,- bis 36,- unter T. 44 19 21 92 oder www.ndrticketshop.de