Ost und West, alt und neu mit dem Klavierduo Tal & Groethuysen und dem NDR Sinfonieorchester

„Ich würde mich gern in zwei Richtungen entwickeln, als Japaner, was die Tradition, und als Westler, was die Neuerung betrifft“, hat der Komponist Tôru Takemitsu einmal gesagt. In der Reihe „NDR das neue werk“ tritt Takemitsus Wagnis eines westöstlichen Gleichgewichts im Dezember auf den Prüfstand: Schwebte ihm doch nichts Geringeres vor als zen-buddhistische Vorstellungen eines kosmischen Klangstroms und Anklänge an altjapanische Hofmusik an Tontechniken Debussys, Messiaens oder Ligetis zu binden.

Tatsächlich war Debussy sein erster europäischer Wahlverwandter. Als er auf der Pariser Weltausstellung 1889 javanische Gamelan-Musik hörte, begeisterte ihn deren schwebende Tönung derart, dass er ihr fortan klanglich nahezukommen suchte, etwa in seinen drei sinfonischen Skizzen „La Mer“.

Auch wenn die Klavierfassung, mit der Yaara Tal und Andreas Groethuysen den Abend im Rolf-Liebermann-Studio einläuten, die Farbenfülle der Orchesterpartitur etwas begrenzt – der mediterrane Zauber der Morgendämmerung, der Wellenspiele und Causerien zwischen Meer und Wind geht auf zwei Steinway-Flügeln keineswegs unter. Jedenfalls ist der Besuch dieses Vorkonzerts unerlässlich, um sinnlich zu erfahren, was Takemitsu 1991 bewog, sein Konzert für zwei Klaviere und Orchester – Hauptwerk des Abends, der das Duo mit dem NDR Sinfonieorchester unter Brad Lubman zusammenführt – „Quotation of Dream“ zu nennen. Der Traum, den der Japaner hier zitiert, gilt nämlich den tönenden Erinnerungsbildern des meerliebenden Franzosen Debussy. Der schmückte die Erstausgabe seines Triptychons mit dem Farbholzschnitt „Große Welle“ des japanischen Malers Hokusai.

Um das interkontinentale Beziehungsnetz zu verdichten, bietet das Programm nicht nur weitere Klang-Aquarelle von Debussy und Takemitsu, sondern auch eine Gezeitenmusik des 1980 geborenen Parisers Florent Motsch: „Flux et reflux“ (Ebbe und Flut). Das farbschillernde Orchesterstück gewann 2011 beim Takemitsu-Wettbewerb in Tokio den ersten Preis. Mit dieser europäischen Erstaufführung schließt der maritime Themenkreis des Abends.

„Takemitsu & Debussy“ 12.12., 18.30 (Vorkonzert) und 20.00, Rolf-Liebermann-Studio. Karten zu 10,- bis 20,- unter T. 44 19 21 92 oder www.ndrticketshop.de