Katia und Marielle Labèque spielen Poulencs Klavier-Doppelkonzert

Ob Francis Poulenc hellseherische Fähigkeiten hatte? Sein sportives Konzert „mozärtelt“ im Auftakt und springt dann behände zwischen Neo-Klassizismus, Jazz und Salonvirtuosentum hin und her. Fast möchte man glauben, dass der französische Komponist das Konzert für zwei Klaviere 1932 für ein 20 Jahre später geborenes Geschwisterpaar schrieb: Die eine (Marielle, *1952) lauert wie ein Luchs am Klavier und ist verheiratet mit dem Dirigenten Semyon Bychkov. Die andere (Katia, *1950), die es vor Emphase zuweilen regelrecht vom Klavierhocker zu hauen scheint, ist mit dem Gitarristen der Band Red Velvet verbandelt und hat mit Jazzern wie John McLaughlin, Herbie Hancock oder Chick Corea gearbeitet.

Gerade das Klavierspiel zu vier Händen verlangt besondere Homogenität. So verwundert nicht, dass die großen Vertreter der Zunft häufig Paare oder Geschwister sind. Im Falle der Schwestern Labèque geht die Zweisamkeit sogar so weit, dass sie zusammen wohnen und zusammen umziehen, ob vom Geburtsort Bayonne nach Paris, 1987 nach London, 1993 nach Florenz. Gegenwärtig teilen sie sich einen Palast der römischen Borgia. 1969 nahmen die beiden ihr Albumdebüt mit Musik von Olivier Messiaen auf. Das Engagement für zeitgenössische und moderne Komponisten sorgte für Ruhm; Beifallsturm und eine Goldene Schallplatte aber kamen 1980 für die Einspielung von George Gershwins „Rhapsody in Blue“. Mittlerweile haben die Labèques ihr Repertoire ausgebaut, Richtung Alte Musik mit Koryphäen wie Gardiner und Goebel, aber auch durch Ausflüge in Jazz, Flamenco und Experimentalrock.

Dirigent Matthias Pintscher setzt vorab mit seinem Werk „towards Osiris“ einen ruhigen Kontrapunkt. Und Tutti-Zunder geben zum Schluss Rachmaninows „Sinfonische Tänze“, mit denen der Komponist eine Art klingender Autobiografie schrieb.

III. Philharmonisches Konzert 23.11., 11.00, und 24.11., 20.00, Laeiszhalle. Karten zu 10,- bis 48,- unter T. 35 68 68