Nur auf den ersten Blick erzählt Ferenc Molnar in „Liliom“ ein lustiges Rummelplatzmärchen mit Herzschmerz. Die 1909 uraufgeführte „Vorstadtlegende“ um den entwurzelten und aggressiven Liliom und seine Liebe zur jungen Julie endet tragisch, als diese schwanger wird und Liliom, überfordert von der Verantwortung, wieder auf die schiefe Bahn gerät.

Ab Januar steht die gefeierte Ballettlegende von John Neumeier mit dem ausgezeichneten Carsten Jung in der Titelrolle erneut auf dem Spielplan des Hamburg Balletts. Die Inszenierung verlegt das Geschehen in die Zeit der amerikanischen Depression der 30er-Jahre. Zu ihren Zutaten gehören klassische Broadway-Musicals, Pantomime, Luftballons und ein Hauch von Hollywood. Ihre Stärke liegt in den Beziehungsduetten zwischen Liliom und Julie, der Rivalin Frau Muskat und den zahlreichen Nebenfiguren.

Entscheidend trägt die Musik des französischen Jazz- und Filmkomponisten Michel Legrand zum Zauber bei. Big Band, Orchester und auch mal ein Akkordeonspieler wechseln sich ab und unterstreichen nicht nur die Lieblichkeit der raren Glücksmomente, sondern auch die Rohheit und Desillusioniertheit des Geschehens. Der Graben zwischen sozialer Realität und Gefühl ist zeitlos.

„Liliom“ 22., 24., 31.1., jew. 19.30, Hamburgische Staatsoper, Karten 4,- bis 97,- unter T. 35 68 68