Gemütlichkeit – mit ausgewählten Farben, Textilien und Materialien kann man dem Raum ein warmes Ambiente geben

Wie das Empfinden von Klassik verschiebt sich auch das der Gemütlichkeit in jeder Dekade ein wenig, auch wenn Grundsätzliches unveränderlich bleibt. So wirkt ein knisterndes Kaminfeuer immer gemütlich – aber nicht mehr schwarzes Jägerhüttenholz oder dunkelbraune Vollvertäfelung im Wohnzimmer. Selbst auf vielen urgemütlichen Berghütten wird heute helles Holz verwendet. Erst mit dem Herbst wächst die Sehnsucht nach Gemütlichkeit, im Sommer findet man sie kaum.

Nicht nur der menschliche Körper hüllt sich jetzt gerne in wärmende Stoffe, auch der Wohnung tun sie gut. Warm, weich und sanft heißen die Themen für Sessel und Sofa, Boden und Wände, Fenster und Beleuchtung. Natürlich muss man sich deshalb nicht gleich ein „Wintersofa“ kaufen – es reicht eine Umhüllung in Form einer edlen Kaschmirdecke. Nur feinstes, langes Unterbauchhaar echter chinesischer Kaschmirziegen findet bei den luxuriösen, leichten und weichen Kaschmirplaids des schottischen Herstellers Glen Saxon Verwendung. Da die Plaids im Gegensatz zu Kaschmirpullovern handgewebt und nicht gestrickt sind, gibt es hier keine Fusselbildung – kein Pilling.

„Gerät das feine Haar in Unordnung, bürstet man es vorsichtig in Strichrichtung aus“, sagt Beat Zweifel von Glen Saxon. Im Herbst darf man auch die Kissenbezüge auf dem Sofa austauschen: Die glatten, bunten Sommerbezüge machen Voluminöserem wie Wolle, Fell oder Filz Platz. Ein weiterer Lieblingsplatz ist häufig ein großer und breiter Sessel wie der moderne Ohrensessel Ro von Fritz Hansen.

Der Parkettboden wirkt im Herbst schnell zu nackt, auch wenn er noch so schön ist. Er lässt sich jetzt gerne von einem schönen Teppich wärmen, zum Beispiel von dem aus 100 Prozent Schurwolle gewebten Teppich Rocks Mix von Brink und Campmann, wie ihn Teppich Stark anbietet. Er ist mit seinem langen Flor so weich und angenehm, dass er unwillkürlich zum Drauflegen einlädt. Ein Bodenkissen mit gestricktem Bezug erweist sich durch seine Zwischenhöhe als harmonische Verbindung zwischen Teppich und Sofa.

Naturmaterialien wie Wolle, Felle und Holz sorgen besonders für Gemütlichkeit, während draußen der kalte Wind pfeift. Es scheint eine von unseren Vorfahren vererbte Erinnerung zu sein, dass wir uns jetzt besonders mit den während der Steinzeit üblichen Relikten umgeben möchten – einschließlich Feuer von Kamin und Kerzen. Wer keinen eigenen Kamin hat, erwärmt sich am einzigartigen Licht mehrerer Kerzen, die auf dekorativen Kerzenständern ihr sanftes Licht verbreiten. Auf hohen Säulen aus Treibholz (über Klingel) setzen sie den Raum gekonnt in Szene.

Besonders schön werden kleine Kommoden und Tische auch durch klassische Tischlampen beleuchtet, denn mehrere indirekte Lichtquellen schaffen gemütliche Lichtinseln im Raum. Kai Wiechmanns handgefertigte Ochsenblutlampen überzeugen mit Lampenschirmen, die innen mit goldener Folie ausgeschlagen werden. Die Folie reflektiert das Licht und verbreitet einen warmen Glanz im Raum.

Der Klassiker Copper Shade von Tom Dixon gehört an die Decke der gemütlichen Wohnung. Die kugelförmige Hängeleuchte gibt nicht nur wunderbares Licht, ihre spiegelnde Kupferoberfläche nimmt auch das Licht der Kerzen und Tischleuchten auf und wirft es in den Raum zurück. Der warme Kupferfarbton ist federführend in diesem Herbst und hat jede Menge Nachahmer gefunden. Vielleicht haben sich viele Hersteller von den Rottönen verwelkender Blätter inspirieren lassen, denn Kupfer findet sich nicht nur bei Leuchten, sondern auch bei Accessoires wie Kerzenständern, Schüsseln, Textilien und sogar Beistelltischen. „Kupfer ist gemütlicher und wärmer als Chrom oder Silber, jedoch nicht so prätentiös wie Gold“, sagt Eva Petrenyi vom Einrichtungshaus Die Wäscherei. Kupfer harmoniert außerdem bestens mit dunklem und hellem Parkett sowie mit Holz und Leder. Auch die Fenster, die das schwache Winterlicht ins Haus lassen, wollen „gewärmt“ werden. Lange, fließende Vorhänge, die sie umrahmen und betonen, verschönern einen Raum gewaltig. Zarte Pudertöne sind zeitlos und ordnen sich ihrer Umgebung unter. Jeder Boden und jedes Möbelstück fühlt sich mit ihnen wohl und selbst die Wände nehmen sie dankend an.

Weiße Wände wirken im Winter schnell fahl und grau. Angenehmer sind jetzt dunklere Töne, farbliche Akzente oder auch Tapeten. „Kiesel- und sandfarbene Lehmfarben können kaum sichtbare Rottöne enthalten, die die Wohnung gleich wärmer erscheinen lassen“, sagt Raumausstatter Ewald Hamburg. Auch das Tapezieren einer einzelnen Wand wirkt Wunder und schafft eine ganz andere Atmosphäre. „Flämische Einflüsse mit steinartigen Oberflächen sind bei der Wandgestaltung hinter dem Kamin genauso charmant wie die Bearbeitung mit Schlagmetall, das in hauchdünnen Blättern aufgetragen wird.“

Es gibt keine feste Regel, ab wie vielen Details eine Wohnung gemütlich ist. Was für den einen Kahlheit bedeutet, kann dem anderen schon zu viel sein. Am besten verändert man den Raum Schritt für Schritt, bis man seinen idealen Gemütlichkeitsfaktor erreicht hat.