Gerhard Robbers leitete den 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg

Die Lutherdekade und das anstehende Jubiläum sind das eine große Thema für alle Gläubigen der evangelischen Kirche, der alle zwei Jahre stattfindende Deutsche Evangelische Kirchentag ist das zweite. Zum 34. Mal ging dieses von Laien und damit unabhängig von der evangelischen Kirche organisierte Großereignis 2013 in Hamburg über die Bühne.

Präsident war der Trierer Verfassungsrechtler Professor Gerhard Robbers. „Ein Kirchentag ist ein wunderbares Erlebnis. Da sind ganz viele richtig gute Leute beisammen, die sich nicht irgendwie profilieren, sondern etwas beitragen wollen zur Gesellschaft“, sagt Gerhard Robbers. „Die machen das ehrenamtlich und bringen viel Zeit, Energie und Kreativität aus Glaubensüberzeugung.“ Das Motto „Soviel du brauchst“ war einerseits eine Erinnerung an die Zuversicht durch die Zusage, dass das tägliche Brot schon kommen werde, gleichzeitig formulierte es die Mahnung, mit den Ressourcen, der Umwelt und den Menschen sparsam und verantwortungsvoll umzugehen.

Robbers bringt seine Erfahrungen und Kompetenzen nun ein in die Arbeit des Leitungskreises „Luther 2017“, dessen Vorsitz er derzeit innehat. Stets durchdringt das Berufliche auch die Tätigkeit im Namen des Glaubens. „In beidem geht es ja um Grundfragen des Zusammenlebens, um Freiheit und Menschen. Das hat immer auch etwas mit Religion zu tun“, so Robbers. „Das Grundgesetz bringt tiefreligiöse Prägungen mit sich. Allein Artikel eins, Absatz eins, ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar‘, lässt sich ohne religiösen Hintergrund kaum begründen. Die Parlamente haben Vorbilder in Kirche und Synode. Die Individualität der Menschenrechte hängt zusammen mit der Überzeugung der Unmittelbarkeit des Menschen zu Gott. Selbst in der Präambel des Grundgesetzes steht ‚im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott‘, das steckt da also drin.“ Sein Nachfolger, der promovierte Mediziner und Forscher Andreas Barner, bereitet den 35. Kirchentag unter dem Motto „Damit wir klug werden“ für den 3. bis 7. Juni 2015 in Stuttgart vor. „Jeder Kirchentag hat sein Motto, gibt eine Losung in die Zeit neu hinein. Hier soll es um das richtige Verhalten gehen.“

Robbers selbst hat eine wechselvolle Glaubensgeschichte. Nach der Konfirmation hatte er als junger Mann die Kirche für einige Jahre verlassen, bevor er wieder eintrat. Ein Pfarrer, der im Religionsunterricht davon sprach, dass Menschen, die noch nie von Gott gehört hätten, ohnehin in die Hölle kämen, empörte ihn. Ein Prozess der Annäherung folgte. „Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass die Lehre im Grundsatz die richtige ist, mir dort aber ein falsches Verständnis präsentiert wurde“, so Robbers. „Es ist richtig, in der Kirche zu sein und eine weitere Erkenntnisquelle zu haben. Die Botschaft stimmt.“ Nun bereitet er als Vorsitzender des Leitungskreises gemeinsam mit 20 Repräsentanten der EKD, des Kirchentages, des Lutherischen Weltbundes, der Reformierten und der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa das Großereignis vor. „Wir wollen die internationale Dimension der Reformation mit Inhalt füllen und die Kirchen der Welt mit den Organisationen der Zivilgesellschaft und des Staates zusammenbringen“, so Robbers.

Und was bedeutet ihm Luther ganz persönlich? „Luther ist mit wichtigen Einsichten einer der bedeutenden Reformatoren, aber das Jahr 2017 wird keineswegs nur das Luthertum, sondern das Gesamtgeschehen der Reformation mit Calvin und Zwingli und den frühen Reformatoren im Auge haben“, so Robbers. „Wir gedenken des Geschehens durchaus zuversichtlich, fröhlich und kritisch.“