Schon im Vorfeld des Reformationsjubiläums begeben sich viele Menschen auf die Spuren des Reformators, nicht nur aus Deutschland, sondern aus aller Welt

Luther selbst ist viel gereist, aber nicht besonders weit und auch nicht gern. Die weiteste Reise, die ihn im Herbst 1510 von Erfurt über Nürnberg und die Schweiz nach Rom führte, war ein beschwerlicher Fußmarsch, der auch noch mit einer großen Enttäuschung endete: Was der Augustinermönch damals in der Heiligen Stadt sah, erschreckte und empörte ihn. Für die antiken Ruinen und die prächtigen Kirchen hatte er wenig Sinn, stattdessen war er entsetzt über den Sittenverfall des römischen Klerus.

Im 16. Jahrhundert war Reisen anstrengend und oft auch lebensgefährlich. Wahrscheinlich hätte sich Luther kaum vorstellen können, dass einmal Menschen aus vielen europäischen Ländern und sogar aus Übersee freiwillig nach Deutschland kommen würden, um die Stätten seines Lebens und Wirkens zu besuchen.

Aber die Zeiten haben sich gewandelt, seit der Verbesserung der Reisewege im 19. Jahrhundert und der Entwicklung des modernen Fremdenverkehrs ist das Reisen zu einem Vergnügen geworden, immer mehr Menschen machen sich ihr eigenes Bild von der Welt und tun damit auch etwas für ihre persönliche Bildung. Und schon lange vor den Zeiten des Massentourismus zog es Menschen an die Wirkungsstätten von Martin Luther. So war im Geburtshaus in Eisleben zum Beispiel schon im 17. Jahrhundert ein Memorialmuseum eingerichtet, auch die Lutherstube auf der Wartburg lockte damals Besucher an, und das Wittenberger Lutherhaus ist auch schon seit 1883 für die Öffentlichkeit zugänglich.

Diese und viele weitere Orte sind seit Langem Ziele für Kulturtouristen, die sich auf die Spuren des Reformators begeben. Da das Interesse im Vorfeld des 500. Jubiläums der Reformation deutlich wächst, wirbt auch die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) weltweit für Angebote, die mit Luthers Wirken verbunden sind. „Die Reformation ist ein Meilenstein in der europäischen Kulturgeschichte; Orte und Persönlichkeiten, die mit der Reformation in Zusammenhang stehen, sind weltweit bekannte kulturgeschichtliche Schätze und daher prädestiniert für die Vermarktung von Kulturreisen in ausländischen Märkten“, sagt die DZT-Vorstandsvorsitzende Petra Hedorfer.

Daher stellt sie die 500-Jahr-Feier der Reformation, die 2017 begangen wird, schon jetzt in den Fokus ihrer weltweiten Vertriebs- und Marketingaktivitäten. Es liegt auf der Hand, dass das Interesse in Ländern mit einem lutherischen Bevölkerungsanteil besonders groß ist. Das betrifft natürlich die skandinavischen Länder, die Niederlande, aber ebenso Staaten in Übersee wie die USA und Kanada.

Entsprechende Angebote stellt die DZT auf ihrer Website an prominenter Stelle vor, und zwar unter dem Stichwort „Spirituelles Reisen“. Weggefährten, Wirkungsstätten, Biografie, Zeitgeschichte, aber auch Luther-Routen heißen die Untermenüs, die neben kulturgeschichtlichen Informationen auch konkrete Reiseangebote beinhalten. Im Vordergrund stehen natürlich die Lebensstationen des Reformators, also Eisleben, Eisenach mit dem Lutherhaus und der Wartburg und vor allem Wittenberg. Aber auch Mansfeld, Torgau, Schmalkalden, Erfurt, Augsburg, Coburg, Worms und Heidelberg.

„Wer die Zeit vergisst, hat den Weg für sich“, mit diesem Motto wirbt die DZT für den erst in diesem Jahr eröffneten Lutherweg, der auf einer Länge von 1200 Kilometern als Wander- und Pilgerweg durch Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, Hessen und Bayern führt. „Jede Station entlang des Pilgerweges ist ein kleines Highlight für sich und kann auf ein Stück Geschichte mit Martin Luther, seinen Weggefährten oder der Reformation zurückblicken“, heißt es auf der Website, auf der man auch Informationen für die konkrete Reiseplanung findet.

Informationen auf www.germany.travel