In Mühlberg wird 2015 ein Museum eröffnet, das an die Schlacht von 1547 erinnert

Der Schreck muss tief gesessen haben: Noch während Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen an diesem 24. April 1547 im Feldlager bei dem Städtchen Mühlberg an einem lutherischen Gottesdienst teilnahm, stürmten Boten ins Zelt und meldeten den Angriff. Völlig überraschend hatten die kaiserlichen Truppen unter dem Befehl von Karl V. die Elbe überquert und schossen nun aus allen Rohren auf die völlig unvorbereiteten sächsischen Truppen, die ohnehin in der Minderzahl waren.

17.000 Fußsoldaten und 10.000 Reiter fielen über die nur 7000 Mann starke kursächsische Armee her, die ihr Heil nur noch in der Flucht suchte. Aber an einen geordneten Rückzug war nicht zu denken. Die Städte Torgau oder Wittenberg, wo man hinter dicken Mauern hätte Schutz finden können, lagen viel zu weit entfernt. Das bittere Ende ereilte den sächsischen Kurfürsten in einem Wäldchen bei Falkenberg, aus dem es kein Entkommen mehr gab.

Spanische und ungarische Husaren, die von neapolitanischen Reitern verstärkt wurden, umzingelten das Gehölz, in dem sich die protestantischen Sachsen verzweifelt wehrten. Der Kurfürst selbst verteidigte sich mutig, erhielt aber einen heftigen Säbelhieb ins Gesicht und musste sich schließlich ergeben. Was nun folgte, war eine tiefe Demütigung: Zunächst führte man den prominenten Gefangenen vor den Herzog von Alba, anschließend musste er vor den Kaiser treten.

Vier Wochen später, am 19. Mai 1547, kam es im kaiserlichen Feldlager beim Vorwerk Bleesern zur „Wittenberger Kapitulation“, mit der der Schmalkaldische Krieg beendet wurde. Für den Schmalkaldischen Bund der protestantischen Reichsstände war es das Aus. Dabei ging es aber keineswegs nur um das konfessionelle Bekenntnis, sondern zugleich um knallharte Machtpolitik. Das zeigt schon die Tatsache, dass sich in der entscheidenden Schlacht nicht einfach Protestanten und Katholiken gegenübergestanden hatte. Auf kaiserlicher und damit katholischer Seite kämpfte nämlich mit Herzog Moritz von Sachsen auch ein Protestant. Dafür wurde er von seinen Landsleuten als „Judas von Meißen“ beschimpft. Ausgezahlt hat sich sein Seitenwechsel aber trotzdem, denn Kaiser Karl V. entzog Johann Friedrich die Kurwürde und übertrug sie seinem Verbündeten Moritz, was zum Aufstieg des albertinischen Sachsen beitrug.

In dem heute zu Brandenburg gehörenden Städtchen Mühlberg, dem Schauplatz der Schlacht, ist man sich der historischen Bedeutung dieser Ereignisse sehr wohl bewusst. Deshalb entsteht dort zurzeit ein neues Museum, das am 24. April 2015 im Gebäude der historischen Klosterpropstei eröffnet werden soll. Die Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Siegels im Jahr 2012 bildete den Ausgangspunkt für die Idee eines Museums, in dem die Schlacht als Wendepunkt der Reformationsgeschichte umfassend dargestellt werden soll. Zuvor werden unter anderem wertvolle Deckenmalereien restauriert. „Nach dreijähriger Sanierung werden wir im Frühjahr 2015 unsere Dauerausstellung eröffnen. Dann wird Mühlberg ein reformationsgeschichtliches Museum mit einem modernen Erinnerungsort haben, das an die Schlacht von 1547 erinnert“, sagt Museumsleiterin Martina Hoffmann und fügt hinzu: „Die Reformationsgeschichte wird in informativer und attraktiver Weise aufbereitet und präsentiert. Dabei werden sowohl die konfessionellen, gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen als auch das Nachleben und Erinnerungsgedenken anschaulich dargestellt. Auch die unterschiedlichen Glaubenszeugnisse, wie Reliquien und Heiligenfiguren, werden zu sehen sein. An Gemälden und Abbildungen veranschaulichen wir außerdem die Hintergründe und Debatten der Reformationszeit. Komplettiert wird die Ausstellung durch großformatige Bildfelder, die ein interessantes reformationsgeschichtliches Zeugnis darstellen.“

Mit der Eröffnung des Museums wird die Stadt in Brandenburg, die knapp 4000 Einwohner hat, wohl deutlich mehr Besucher bekommen als bisher. Das Kulturerbe-Siegel ist eine Auszeichnung, die auf eine Initiative der EU-Mitgliedstaaten zurückgeht. Damit werden kulturgeschichtlich bedeutsame Städte ausgezeichnet, die „die europäische Einigung symbolisieren sowie Ideale und Geschichte des Staatenverbundes vermitteln“. Mühlberg ist Mitglied im Netzwerk der „Stätten der Reformation“, dem insgesamt 22 Orte in zehn Bundesländern angehören.

Museum „Mühlberg 1547“, ab 24.4.2015, Stadtmuseum in der Propstei, Klosterstr. 9, 04931 Mühlberg/Elbe, www.muehlberg-elbe.de